Karlsruhe.

Spirulina-Algen, Goji-Beeren und Chia-Samen – ständig drängen neue sogenannte Superfood-Produkte auf den Markt. Ernährungsexperten sehen diesen Trend jedoch kritisch. „Superfood ist Geldmacherei“, sagt die Lebensmittelchemikerin Stephanie Seifert vom Max-Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe. Mögliche Gesundheitseffekte könnten genauso gut mit heimischen Lebensmitteln erzielt werden, sagt die Expertin, die den gesundheitlichen Nutzen von Lebensmitteln für Verbraucher wissenschaftlich untersucht.

Eine offizielle Definition oder gesetzliche Regelung für das meist aus Übersee stammende Superfood gibt es bislang nicht. Vielmehr stammt der Begriff aus dem Marketing. Den Nahrungsmitteln werden allerlei gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Meist sollen sie verschiedenen Krankheiten vorbeugen und zudem satt und schlank machen. Wenn von „Wunderwirkungen“ bestimmter Einzelstoffe in der Werbung die Rede ist, wurden diese meist mit Reinsubstanzen untersucht. Welche Stoffe im Einzelnen und in welchen Mengen in den Pflanzen stecken, ist oft nicht klar. Doch längst sei nachgewiesen, dass Lebensmittel mit ihren vielen Inhaltsstoffen im komplexen System „menschlicher Organismus“ anders wirken als isolierte Stoffe, sagt Seifert. Und seriöse Analysen für Lebensmittel seien aufwendig und teuer.

Als „Tausendsassas der Ernährung“ bezeichnet die Wissenschaftlerin Anne Zaar vom MRI hingegen die sekundären Pflanzenstoffe, die etwa in heimischen Beerenfrüchten, Tomaten, Grünkohl oder Kresse stecken. Bestimmte bioaktive Substanzen könnten die Wahrscheinlichkeit verringern, an Krebs zu erkranken. Andere wirkten sich positiv auf das System von Herz und Kreislauf aus. Auch Hülsenfrüchte hätten „super“ Eigenschaften, da sie reich an Nährstoffen und eine ausgezeichnete Protein- und Mineralstoffquelle sind.