Stanford. Kunststoffapparat bahnt sich Weg durch schnelles Wachstum. Vorbild ist die Natur

Forscher haben einen Roboter mit ungewöhnlicher Fortbewegung entwickelt: Die wurmartige Kunststoffapparatur erreicht Orte, indem sie wächst. Dadurch kann sie etwa klebrige Passagen überwinden oder sich durch schmale Ritzen quetschen – mit einer Geschwindigkeit bis 36 Kilometer pro Stunde. Das Team der Stanford University (Kalifornien) verwendet einen weichen Kunststoffschlauch, der sich durch hineingepumpte Luft aufbläht. Damit könne man etwa in Wohnungen Gashähne zudrehen oder Brände löschen, erläutern die Forscher im Fachmagazin „Science Robotics“.

Vorbild für den weichen Roboter ist die Natur: „Bestimmte Zellen und Organismen durchsteuern ihre Umgebungen nicht durch Fortbewegung, sondern durch Wachstum“, schreiben die Wissenschaftler. Dazu zählen etwa Kletterpflanzen und Nervenzellen. Der Roboter besteht aus zwei Bereichen: die Basis mit Luftpumpe, Steuerventilen und einem zusammengefalteten Schlauch aus Polyethylen auf einer Spule. Der zweite Bereich ist der aufgeblasene Schlauch: Denn wird Luft hineingepumpt, stülpt der sich an der Spitze um und wird zu einer Art langem, flexiblem Luftballon mit einigen Zentimetern Durchmesser. In einem Versuch brachten die Forscher den Wurmroboter auf eine Länge von 72 Metern. Der Druck, mit dem die Luft hineingepumpt wird, bestimmt das Tempo des Wachstums.

Zudem lässt sich das Gerät präzise steuern. Im Video zeigen die Forscher Anwendungen: Der Wurm schlüpft unter einer Tür durch und dreht einen Gashahn zu. In einer anderen Szene ist der Schlauch mit Luft und Wasser gefüllt und wird über ein kleines Feuer geführt; die Flammen brennen ein Loch in den Schlauch, und das Luft-Wasser-Gemisch löscht das Feuer. In einem weiteren Beispiel windet sich der Roboter mit einem Draht in die Höhe und bildet eine Antenne.