Hamburg. Die COPD ist die weltweit vierthäufigste Todesursache, sie erschwert das Ausatmen. 45.000 Einwohner der Hansestadt werden untersucht

Wie lassen sich Lungenerkrankungen möglichst früh erkennen? Welche bisher unbekannten Risikofaktoren gibt es für Einschränkungen der Lungenfunktion? Antworten auf diese Fragen erhoffen sich Wissenschaftler am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) von der Hamburg City Health Studie (HCHS). In dieser Studie, die vor zwei Jahren am UKE gestartet ist, sollen insgesamt 45.000 Einwohner der Hansestadt untersucht werden. Ziel ist es, bisher unbekannte Risikofaktoren für große Volkskrankheiten zu identifizieren.

Dazu gehören auch Erkrankungen der Lunge, insbesondere die COPD. Diese Abkürzung steht für chronic obstructive pulmonary disease, zu Deutsch chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Dabei kommt es zur Einengung der Atemwege, die den Betroffenen das Ausatmen erschwert. Folgen sind Überblähung der Lunge und eine zunehmende Luftnot. Hauptrisikofaktor ist der Nikotinkonsum. „Wir haben den Fokus auf die COPD gelegt, weil wir aus großen Beobachtungsstudien wissen, dass fast 25 Prozent der Erwachsenen über 40 Jahren zumindest eine milde Atemwegsobstruktion haben. Heute ist die COPD die vierthäufigste Todesursache weltweit“, sagt Dr. Christina Magnussen, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistenzärztin in der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie am Universitären Herzzentrum am Universitätsklinikum Eppendorf.

Von der Studie erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse über Zusammenhänge von Lungenerkrankungen wie der COPD mit anderen chronischen Krankheiten. „Bei älteren Menschen entstehen gleichzeitig Erkrankungen, die sich gegenseitig bedingen, zum Beispiel Erkrankungen der Lunge und des Herz-Kreislauf-Systems. Wir hoffen, dass wir durch die große Zahl der Studienteilnehmer, die über einen langen Zeitraum beobachtet werden, mehr über solche Zusammenhänge und gemeinsame Risikofaktoren herausfinden“, sagt Prof. Klaus F. Rabe, Ärztlicher Direktor der „Lungenclinic Großhansdorf“, der in Kooperation mit dem UKE an der Studie beteiligt ist.

Um einer COPD auf die Spur zu kommen, werden in der HCH-Studie alle Teilnehmer mit einer sogenannten Bodyplethysmographie untersucht. Dabei müssen sie sich im Untersuchungsraum in eine Kabine setzen, die an eine Telefonzelle erinnert, und Atemmanöver nach Anweisungen einer Mitarbeiterin durchführen. Mit der Untersuchung lassen sich Einschränkungen der Lungenfunktion früh nachweisen, „Durch die Bodyplethysmographie kann man Lungenfunktionsabweichungen schon sehen, bevor der Patient Symptome zeigt“, sagt Magnussen.

Außerdem müssen die Patienten in einem Fragebogen Angaben zu bereits bestehenden Lungenerkrankungen und ihrem Lebensstil machen. Zusätzlich werden noch Blutuntersuchungen zur Beurteilung herangezogen. „Wir möchten auch neue Biomarker finden, die den weiteren Verlauf einer COPD vorhersagen können und die sich zur Steuerung der Therapie eignen“, erklärt Magnussen.

Wenn sich bei all diesen Untersuchungen Auffälligkeiten zeigen, erhält der Studienteilnehmer einen Brief für seinen Hausarzt, der dann weitere Untersuchungen und, wenn nötig, eine Therapie veranlassen kann. Im Rahmen der Studie findet keine Behandlung von Erkrankungen statt.

Eine COPD macht sich meist erst jenseits des 50. Lebensjahres bemerkbar. „Betroffene kommen meistens zum Arzt, weil sie festgestellt haben, dass sie Luftnot bekommen, wenn sie sich körperlich anstrengen. Weitere Symptome wie Husten oder Auswurf treten in der Regel erst später auf“, sagt Rabe.

In der Therapie geht es vor allem darum, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Die Patienten müssen Medikamente inhalieren, die die Bronchien erweitern und Entzündungen hemmen. „Mindestens genauso wichtig ist die nicht-medikamentöse Behandlung, die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit durch viel Bewegung und regelmäßigen Ausdauersport wie Radfahren oder Schwimmen“, sagt Rabe.