Greifswald–Riems. Risikostufe erhöht – erreicht der Erreger Deutschland, drohen Millionenschäden

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) rückt näher an Deutschland heran. Nach dem Auftreten der Seuche bei Wildschweinen in Tschechien hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) seine Risikoeinschätzung für die Einschleppung der Seuche nach Deutschland angepasst. Die Experten stufen das Risiko durch direkten Kontakt zwischen Wildschweinen nicht mehr als gering ein, sondern als mäßig. Als größte Gefahr für die Einschleppung gilt weiterhin der Mensch, der über nicht gegarte, kontaminierte Schweineprodukte den Erreger nach Westen tragen könne. Das Einschleppungsrisiko durch den Menschen wird weiter als hoch eingestuft.

Das hochinfektiöse Afrikanische Schweinepest-Virus zirkuliert in Wild- und Hausschweinbeständen in den baltischen Staaten sowie in der Ukraine, Polen und Russland. Seit Ende Juni wurden 25 Wildschweine in Ost-Tschechien gefunden, die an der Krankheit verendet waren. In keinem der Länder sei eine erfolgreiche Bekämpfung der Tierseuche bei Wildschweinen bisher gelungen, sagte FLI-Präsident Thomas Mettenleiter am Donnerstag. Gegen die Afrikanische Schweinepest existiert bislang kein Impfstoff. Auch sei eine Bekämpfung der Seuche durch eine intensive Bejagung bislang erfolglos geblieben.

Für den Menschen ist die Afrikanische Schweinepest ungefährlich. Ein Ausbruch der Seuche in Deutschland mit den laut EU-Verordnung drohenden Handelsrestriktionen könnte jedoch große Schäden verursachen. Deutschland gehört zu den weltweit größten Schweinefleischproduzenten. 2016 wurden in Deutschland 5,53 Millionen Tonnen Schweinefleisch erzeugt.

„Das Virus ist ein cleverer Erreger“, sagte Mettenleiter. „Es vermehrt sich in den Zellen, die eine Immunantwort vermitteln wollen.“ Der Erreger habe dabei verschiedene Mechanismen entwickelt, um einer immunologischen Reaktion zu entkommen. Weltweit wird nach Angaben Mettenleiters an einem Impfstoff geforscht. Es gebe aber bislang noch kein Mittel, das in die Nähe einer Einsatzfähigkeit komme. Infizieren sich Schweine mit ASP, ist die Sterblichkeit hoch. Bei experimentellen Infektionen habe die Sterblichkeitsrate bei bis zu 100 Prozent gelegen.

Der Erreger wurde 2007 aus Afrika nach Georgien eingeschleppt und hat sich von dort über Russland, das Baltikum bis nach Polen und Tschechien ausgebreitet. Seit 2014 wurden in Europa 5700 infizierte Wildschweine und etwa 660 Ausbrüche bei Hausschweinen registriert.