London. Forscher haben hyperschnelle Sterne aus Nachbargalaxien entdeckt

Bei den schnellsten Sternen unserer Milchstraße handelt es sich um Ausreißer aus einer kleinen Nachbargalaxie. Das berichten Astronomen der Universität Cambridge in den „Monthly Notices“ der britischen Königlichen Astronomischen Gesellschaft. Das Team um Douglas Boubert geht davon aus, dass Tausende solche Ausreißer durch die Milchstraße kreuzen. Die Forscher stellten ihre Analyse auf der astronomischen Jahrestagung im britischen Hull vor.

Auch Sterne haben eine Eigenbewegung. Wegen der enormen Distanzen im Kosmos ist diese allerdings meist nur über sehr große Zeiträume zu bemerken. Es gibt jedoch eine kleine Zahl von Sternen, bei denen Astronomen eine überraschend hohe Geschwindigkeit beobachtet haben. Manche davon schießen mit mehr als 1,8 Millionen Kilometern pro Stunde durch die Milchstraße. Diese „Hypergeschwindigkeitssterne“ sind so schnell, dass sie von der Schwerkraft unserer Heimatgalaxie nicht gehalten werden können und in ferner Zukunft aus der Milchstraße herausfliegen werden. Rund 20 dieser Sterne haben Astronomen bislang entdeckt. „Die Hypergeschwindigkeitssterne finden sich vor allem in den Sternbildern Löwe und Sextant“, erklärte Boubert. Es gibt verschiedene Erklärungsversuche dafür, wie die Sterne so schnell werden. Keiner davon kann jedoch erklären, warum die kosmischen Raser vor allem diese eine Himmelsregion durchkreuzen.

Die Astronomen gehen davon aus, dass die Raser aus der Großen Magellanschen Wolke stammen, einer Zwerggalaxie, die unsere Milchstraße mit einer Geschwindigkeit von rund 1,4 Millionen Kilometern pro Stunde umkreist. Dort gehörten die Sterne vermutlich einst zu Doppelsystemen. Wenn in so einem System ein Partner explodiert, schießt der andere wie aus einer Schleuder von seiner einstigen Umlaufbahn ins All. Bei diesem Prozess können die Sterne zwar noch nicht die beobachteten Hypergeschwindigkeiten erreichen, aber ausreichend schnell werden, um der Anziehungskraft der Großen Magellanschen Wolke zu entkommen.

Wenn die Sterne in Flugrichtung aus der Zwerggalaxie herausrasen, addiert sich deren Geschwindigkeit zur Eigengeschwindigkeit des Sterns – wie bei einem Stein, der in Fahrtrichtung aus einem fahrenden Zug geworfen wird. Die Forscher simulierten im Computer die Entwicklung von Sternen in der benachbarten Zwerggalaxie und verfolgten dabei die Flugbahnen aller Ausreißer. „Wir prognostizieren, dass rund 10.000 Ausreißer über den Himmel verteilt sind“, so Boubert. Die Hälfte davon war in der Simulation schnell genug, um auch der Anziehungskraft der Milchstraße zu entkommen und damit als Hypergeschwindigkeitssterne eingestuft zu werden.