tempe. Schimpansen riskieren ihr Leben für das Wohl der Gruppe und die Fortpflanzung

Schimpansen handeln für das Wohl der Gruppe, auch wenn sie selbst nicht direkt davon profitieren. Sie setzen dafür sogar ihr Leben aufs Spiel. Dadurch erhöhen sie vermutlich langfristig ihre Chancen auf Paarung, berichten Forscher aus den USA und Deutschland in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“).

Das Team um Kevin Langergraber von der Arizona State University in Tempe hatte 20 Jahre zurückreichende Daten der Ngogo-Schimpansen im Kibale National Park von Uganda ausgewertet. Beteiligt war auch eine Forscherin vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Zur Untersuchungszeit schwankte die Zahl der Gruppenmitglieder zwischen 140 und 206 Tieren.

Regelmäßig brechen einige der männlichen Angehörigen zu Patrouillen-Gängen auf und dringen teils tief in benachbarte Territorien ein. Dabei scheinen sie gezielt nach Schimpansen anderer Gruppen zu suchen. Finden sie welche, versuchen sie diese zu töten. „Die Ngogo-Schimpansen patrouillieren und töten Nachbarn häufiger als andere Schimpansen-Gruppen“, wird Studienleiter John Mitani von der University of Michigan in einer Mitteilung der Arizona State University zitiert. Indem sie 13 Tiere einer Nachbargruppe töteten, vergrößerten sie ihr Revier in einer Dekade um 22 Prozent.

Von einem ausgedehnteren Territorium und einem damit verbundenen größeren Nahrungsangebot profitiert die gesamte Gruppe. Aber die Patrouillen sind gefährlich. Und so stellt sich die Frage, warum sich einzelne Tiere nicht davor drücken. Strafe oder Verbannung müssten sie nicht fürchten.

Um dies zu klären, untersuchten die Forscher, welche Tiere mitmachen und in welchen Familienverhältnissen und welchem Rang sie standen. Sie fanden zum einen, dass vor allem hochrangige Tiere sich an den Patrouillen-Gängen beteiligen. Außerdem beteiligten sich häufig Männchen, die mehr Nachwuchs hatten. Sie würden von einer Revier-Ausdehnung besonders profitieren.

Diese Vorteile erklärten aber nicht die Teilnahme von allen Patrouillen-Gängern. Andere nahmen vermutlich teil, um die Gruppe insgesamt zu vergrößern – und so ihre Aussichten auf Sex zu erhöhen. In einer großen Gruppe mit vielen Weibchen nämlich kämen nicht nur die dominanten Tiere zum Zug, schreiben die Forscher.