Peking. Energierevolution durch Methanhydrat? Kritik von Umweltschützern

China ist nach eigenen Angaben erstmals der Abbau von „brennbarem Eis“ gelungen, einer Ressource, die tief im Meeresboden lagert und als neue Quelle zur Gewinnung von Erdgas gehandelt wird.

Nach dem Stoff, der eigentlich Methanhydrat heißt, sei im Südchinesischen Meer in einer Tiefe von 1266 Metern gebohrt worden, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Seit Ende März konnten demnach täglich 16.000 Kubikmeter Gas gefördert worden.

Methanhydrat ist vereinfacht gesagt nichts anderes als Eis mit dem Gas Methan darin. Wegen der geringeren Temperatur und eines hohen Drucks am Meeresgrund bilden die Wassermoleküle Käfige, in denen die Methanmoleküle gefangen sind. Hält man ein Feuerzeug an die weißen Klumpen, fangen sie an zu brennen. Experten gehen davon aus, dass weltweit etwa zehnmal so viel Gas in Methanhydrat schlummert wie in den bisher bekannten herkömmlichen Erdgasquellen.

Jiang Daming, Chinas Minister für Ressourcen, nannte die erfolgreichen Bohrungen „einen Durchbruch“, der „zu einer weltweiten Energierevolution führen könnte“. Ganz so weit wollen Wissenschaftler noch nicht gehen. „Ob das der Durchbruch ist, muss sich noch zeigen“, sagte Gerhard Bohrmann vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (Marum) in Bremen. Auch Japan habe bereits 2013 Erdgas aus Methanhydrat vom Meeresgrund gewonnen. Von einem kommerziellen Abbau sei trotzdem bisher nichts zu sehen.

Bei Umweltschützern stoßen Versuche, Methanhydrat als Ersatz für Öl und herkömmliches Erdgas auszubeuten, auf wenig Begeisterung. Die Erschließung immer neuer fossiler Energiequellen stehe dem Ziel entgegen, die erneuerbaren Energien schnell voranzubringen, heißt es etwa bei der Umweltstiftung WWF. Auch Indien und Südkorea setzen Hoffnungen auf Methanhydrat, weil sie selbst über wenig oder keine Ölvorkommen verfügen.