Tübingen.

Die Abstammungslinien von Schimpansen und Menschen trennten sich möglicherweise in Europa – und nicht wie vielfach angenommen in Afrika. Diese Idee stellt ein Forscherteam um Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Paleoenvironment in Tübingen im Fachmagazin „Plos One“ vor. Zudem habe sich dieser Evolutionsschritt möglicherweise einige Hunderttausend Jahre früher ereignet als bisher angenommen. Die Wissenschaftler hatten zwei Fossilfunde neu untersucht und die damaligen Umweltbedingungen an den Fundorten charakterisiert.

Wann und wo sich die ersten Vormenschen entwickelten, ist bislang nicht abschließend geklärt. Viele Experten gehen davon aus, dass sich die Entwicklungslinien der Schimpansenvorfahren und der menschlichen Linie vor etwa fünf bis sieben Millionen Jahren in Afrika trennten. Die „East Side Story“, wonach der Vormensch in Ostafrika entstanden ist, werde nun durch die europäische „North Side Story“ infrage gestellt, so Böhme am Montag bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse in Tübingen. „Ich erwarte heftige Reaktionen, ich erwarte viel Widerspruch“, sagte sie.