Washington/London. Studien zeigen, wie schnell sich die Kometen-Oberfläche in Sonnennähe verändert

Astronomen haben mit der europäischen Raumsonde „Rosetta“ einen Erdrutsch auf dem Kometen „Tschuri“ beobachtet. Das Ereignis vom Juli 2015, bei dem bis zu 1000 Tonnen Staub ins All geschleudert wurden, legte ein Stück des eishaltigen Kometenkerns frei, wie das Team um Maurizio Pajola vom Ames-Forschungszentrum der US-Raumfahrtbehörde Nasa im Fachblatt „Nature Astronomy“ berichtet. Von der Beobachtung erhoffen sich die Wissenschaftler neue Einblicke in die Mechanismen, die zu Gas- und Staubausbrüchen von Kometen führen.

„Rosetta“ hat „Tschuri“, dessen vollständige Bezeichnung „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ lautet, fast zwei Jahre auf seinem Weg durch das innere Sonnensystem begleitet. An einem Kliff, das Aswan getauft wurde, beobachtete die Raumsonde bereits 2014 tiefe Spalten in der Oberfläche. Am 10. Juli 2015 kam es dort zu einem lokalen Ausbruch, bei dem sich eine große Staubwolke bildete. Anschließende Aufnahmen mit „Rosetta“ zeigten, dass die Kliffkante auf etwa 70 Metern Länge abgebrochen war. Rund 20.000 Kubikmeter Material waren dabei abgestürzt.

Die Beobachtung belege erstmals den vermuteten Zusammenhang zwischen Erdrutschen und Ausbrüchen auf Kometen, betonen die Forscher. An der Abbruchkante registrierten sie eine helle Partie, die auf freigelegtes Wassereis hindeutete – Jahrmilliarden altes Material aus „Tschuris“ Entstehungszeit.

Außer diesem und einem weiteren Kliffsturz hat „Rosetta“ zahlreiche andere Veränderungen auf „Tschuris’“ Oberfläche detailliert dokumentiert, wie ein zweites Forscherteam im US-Fachblatt „Science“ beschreibt. Mancherorts hätten sich steile Geländeflanken um bis zu 5,4 Meter pro Tag zurückgezogen, berichten die Wissenschaftler um Mohamed Ramy El-Maarry von der University of Colorado. Andernorts hätten sich wellenartige Muster auf der Oberfläche gebildet.

Als Ursache für diese vielfältigen und erstaunlich schnellen Oberflächenveränderungen sehen die Forscher die verstärkte Einstrahlung auf dem Kometen, der sich rund alle 6,5 Jahre auf
seiner Bahn der Sonne nähert. Die Beobachtungen geben einen Eindruck davon, wie schnell sich „Tschuris“ Oberfläche verändert. Daraus schließen die Wissenschaftler aber auch, dass die großräumigen Landschaften auf dem Kometenkern älter sein müssen als von manchen erwartet.