Hamburg . Venus ist im März nach Sonnenuntergang am Himmel über Hamburg immer kürzer zu sehen. Dafür leuchtet Jupiter die ganze Nacht über

Am 20. März wandert unsere Sonne in den nördlichen Sternenhimmel: Gegen 11.30 Uhr passiert sie im sogenannten Frühlingspunkt die Ebene des Erdäquators nordwärts. Nach dieser Tag- und Nachtgleiche sind die Nächte kürzer als die Zeit des hellen Tageslichts. Es lohnt sich, bereits am frühen Abend in die Sterne zu schauen, bietet er doch im März ein besonderes Schauspiel: den Showdown des Abendsterns Venus. Der strahlend helle Planet eilt auf die Sonne zu und wechselt Ende des Monats zum Morgenhimmel.

Zu Beginn des Monats leuchtet Venus noch fast 30 Grad hoch über der Westrichtung in der Abenddämmerung, sogar in Begleitung des Mondes. Die schmale Sichelgestalt des zunehmenden Mondes zeigt sich am 1. März gleich links von Venus, praktisch auf gleicher Höhe. Bleibt Venus zunächst fast dreieinhalb Stunden nach Sonnenuntergang am Himmel, so schrumpft diese Zeitspanne bis zum 20. März auf eine Stunde. Bei Sonnenuntergang steht sie in Norddeutschland dann nur noch etwa elf Grad über dem Horizont.

Dieser dramatische „Absturz“ der Venus im Lauf von wenigen Tagen ist nur alle acht Jahre so deutlich, denn er ereignet sich im aufsteigenden Teil des Tierkreises: Venus, die zunächst als Abendstern der Sonne im Tierkreis ins Sternbild Fische vorausgeeilt war, steht viel nördlicher als die Sonne, bewegt sich nun der Sonne wieder entgegen und verliert so rasant Höhe und Winkelabstand zu der ihr entgegenstrebenden Sonne. Vom Abendstern heißt es also Abschied zu nehmen – zum Monatsende und endgültig im April können wir Venus dann als Morgenstern begrüßen.

Die Himmelszeichen für den Frühling sind unübersehbar

Zurück zum März: Sobald es gegen 19 Uhr dunkel genug geworden ist, erkennen wir auch den Planeten Mars – als rötlich schimmernden Lichtpunkt knapp über dem Mond. Der Mars bleibt am frühen Abend sichtbar. Da er von den Fischen zügig in das nächste und bei uns höher gelegene Tierkreissternbild Widder zieht, hält er seinen Vorsprung vor der Sonne und seine Untergangszeit bleibt konstant bei 22 Uhr bzw. 23 Uhr, da die Uhren am letzten Sonntag im März wegen der Sommerzeit eine Stunde vorgestellt werden.

Der rötliche Planet bildete lange Zeit mit der viel helleren Venus ein schönes Paar am Abendhimmel. In den letzten Monatstagen versucht dies der Planet Merkur auszugleichen, denn nach dem Abgang der Venus legt er rechts unterhalb von Mars seinen besten Auftritt am Abendhimmel in diesem Jahr hin. Bis zum Monatsende erreicht der sonnennächste Planet fast seinen größten Winkelabstand zur Sonne.

19 Grad Abstand sind zwar bescheiden, bedeuten jedoch im aufsteigenden Teil des Tierkreises eine ganze Menge, denn Merkur steht damit rund zehn Grad nördlicher als unsere Sonne. So kann er in den letzten Monatstagen eine Dreiviertelstunde lang ab 19 Uhr in der Abenddämmerung über dem Westhorizont gefunden werden.

Bereits am Abend sind die Himmelszeichen für den Frühling unübersehbar – durch den dafür typischen Höhenflug des Großen Wagens: Seine sieben Sterne steigen nämlich bis Mitternacht hoch über unseren Köpfen hinauf in den Zenit.

Deutlich sind auch im Westen die Zeichen, dass der Winter zu Ende geht: Die hellen Sterne des Winters sind nur noch in der ersten Nachthälfte gut sichtbar. Der Himmelsjäger Orion, das zentrale Sternbild des Winters, wandert bereits am frühen Abend durch die Himmelsmitte und rückt spätabends zum Westhorizont. Eine Armada aus funkelnden, hellen Gestirnen zieht sich dann in einem halbhohen Bogen von Südwesten nach Nordwesten.

Am höchsten über der Westrichtung zeigen sich die beiden Zwillingssterne Castor und Pollux. Die markanten Gürtelsterne des Orions stehen am späten Abend auf gleicher Höhe. Folgen wir Ihnen als Wegweiser waagerecht nach links, nach Südwesten, so stoßen wir auf Sirius, den hellsten Stern an unserem Nachthimmel.

Umgekehrt gelangen wir von Sirius, über den Gürtel des Orions nach rechts zu Aldebaran im Stier und schließlich zum Siebengestirn im Nordwesten – alle auf gleicher Höhe stehend. Diese Juwelen des Winters, die rund um das Band der Milchstraße angeordnet sind, streben dem Horizont entgegen und werden zu Beginn der zweiten Nachthälfte untergehen.

Die Südrichtung wird zunehmend von eher sternarmen Regionen eingenommen, da wir zunehmend steiler aus unserem abgeflachten Milchstraßensystem in die Tiefen des Alls schauen. Auffällig erscheint uns noch die trapezförmige Sternanordnung des Löwen. Der Löwe ist neben der Jungfrau und dem Großem Bären das wohl wichtigste Sternbild, das wir uns am Frühlingshimmel einprägen sollten. Den Kopf und die Mähne finden wir in Form eines gespiegelten Fragezeichens, einer sichelförmigen Sternengruppe, die sich vom hellsten Stern Regulus aus erhebt.

Regulus ist 77 Lichtjahre von uns entfernt, das bedeutet, wir sehen Licht, das er vor 77 Jahren von seiner heißen Oberfläche abgestrahlt hat. Regulus galt schon den Babyloniern als einer der wichtigsten „Königssterne“, denn dieser Stern liegt fast genau in der Ebene der Erdbahn um die Sonne, nahe der auch alle anderen Planeten und unser Mond ihre Kreise ziehen. In der Nacht vom 10. auf den 11. wandert unser Mond in diesem Monat an Regulus knapp südlich vorbei und erreicht am 12.März nahe der Grenze zum nächsten Tierkreissternbild Jungfrau seine Vollmondstellung. Die ganze Nacht steht der Vollmond zusammen mit dem Löwen am Himmel.

Im Sternbild Jungfrau leuchtet ein Gestirn, das alle anderen an Helligkeit übertrifft. Es ist keine selbst leuchtende Sonne, sondern ein „Wandergestirn“, ein Planet wie Venus, Mars und unsere Erde: der Riesenplanet Jupiter, der nun bis zum Monatsende auch die erste Nachthälfte erobert. Er nähert sich seiner Oppositionsstellung zur Sonne, die er aber erst Anfang April erreichen wird.

Die ganze zweite Nachthälfte bleibt der helle Jupiter am Himmel. Während die Erddrehung ihn nach Westen trägt, taucht im Südosten sein „kleiner Bruder“ auf, der Ringplanet Saturn. Er hält sich im südlichsten Tierkreissternbild Schütze auf und wird der Planet des Sommers werden.

Die vollständige Monatssternkarte aus dem Planetarium Hamburg kann im Internet zusammen mit dem dazugehörigen Sternen-Podcast heruntergeladen werden unter www.abendblatt.de/sterne