London/Liège. Für die Suche nach Leben sind die entdeckten Planeten in Nachbar-Sonnensystem aussichtsreiche Kandidaten

Astronomen haben sieben erdähnliche Planeten bei einem Roten Zwergstern in unserer kosmischen Nachbarschaft aufgespürt. Sechs dieser Exoplaneten liegen in einer moderaten Temperaturzone, in der Wasser flüssig sein kann – eine Voraussetzung für Leben. Drei der Planeten könnten sogar Ozeane auf ihrer Oberfläche besitzen, sofern sie erdähnliche Atmosphären haben, schreiben die Forscher um Michaël Gillon von der Universität Liège in Belgien im britischen Fachblatt „Nature“. Damit gehört das benachbarte Sonnensystem des Roten Zwergs namens Trappist-1 zu den aussichtsreichsten Orten für die Suche nach außerirdischem Leben. Hinweise auf solches Leben haben die Forscher aber nicht.

Die Entdeckung von drei der Exoplaneten hatte dasselbe Team bereits im vergangenen Jahr vermeldet. Es war der erste Fund von Exoplaneten bei einem Roten Zwergstern, einem der häufigsten Sterntypen in der Milchstraße. Weitere vier Planeten dieses Sterns haben die Forscher nun durch Nachbeobachtung mit verschiedenen Teleskopen entdeckt. Alle sieben sind ungefähr so groß wie die Erde. Es handele sich wahrscheinlich um Gesteinsplaneten.

Das Zwergsternsystem liegt knapp 40 Lichtjahre entfernt im Sternbild Wassermann. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. „Auf der Suche nach Leben anderswo ist dieses System nach heutigem Stand wahrscheinlich die beste Wahl“, betont Co-Autor Brice-Olivier Demory von der Universität Bern. Mit künftigen Weltraumteleskopen werde es möglich sein, etwa Ozon in den Atmosphären dieser Exoplaneten zu suchen. „Das könnte ein Indikator für biologische Aktivität auf einem Planeten sein“, erläutert Demory. Allerdings sei es schwer, biologische Aktivität aus der Ferne zweifelsfrei nachzuweisen. Der Zwergstern, den diese Planeten umkreisen, hat lediglich acht Prozent der Masse unserer Sonne. Er ist nicht einmal halb so heiß, wodurch auf seinen Planeten trotz ihrer engen Umlaufbahnen gemäßigte Temperaturen herrschen. Die inneren sechs Trabanten umrunden ihren Stern in 1,5 bis zwölf Tagen, die Umlaufzeit des äußersten Planeten ließ sich noch nicht genau bestimmen und liegt zwischen zwei und fünf Wochen.

Die Wissenschaftler hatten systematisch nach Planeten bei Roten Zwergen gesucht. Bei Trappist-1 wurden sie fündig: Wir schauen zufällig genau auf die Kante dieses fernen Sonnensystems, sodass die sieben Planeten alle während ihres Umlaufs vor dem Zwergstern vorbeiziehen. Diese Ministernenfinsternisse machen sich durch kleine, aber messbare regelmäßige Helligkeitsschwankungen des Sterns bemerkbar.

Der Fund lege nahe, dass es in der Milchstraße noch deutlich mehr erdähnliche Planeten geben könnte als angenommen, heißt es in einem Begleitkommentar von Ignas Snellen vom astronomischen Observatorium der Universität Leiden in „Nature“. Da diese sogenannte Transit-Methode zum Nachweis von Exoplaneten nur funktioniert, wenn wir wie bei Trappist-1 zufällig genau auf die Kante eines fernen Sonnensystems blicken, schätzten Astronomen, dass es für jeden so entdeckten Exoplaneten 20 bis 100 weitere gebe, die von der Erde aus nicht nachweisbar seien.

Auch Snellen spekuliert über die Chancen für Leben auf den Planeten von Trappist-1. „Wir wissen es einfach nicht“, schreibt der Astronom. Eines sei jedoch sicher: Wenn unsere Sonne in einigen Milliarden Jahren ihren Brennstoff verbraucht habe und unser Sonnensystem damit aufhöre zu existieren, werde Trappist-1 noch immer ein junger Stern sein und weiterleuchten.