Berlin. Eine Studie zeigt, dass der Alkoholkonsum der Erwachsenen den der Kinder prägt

Wein und Bier beim Abendessen, beim Gemeindefest, beim Treffen mit Freunden, oder auch regelmäßig vorm Fernseher: In manchen Familien ist Alkohol immer mit im Spiel. Doch wie wirkt sich das auf die Kinder aus? Einer bundesweit einmaligen Langzeitstudie zufolge beeinflusst der Alkoholkonsum von Eltern das Trinkverhalten der Kinder stärker als bisher gedacht – bis ins Erwachsenenalter.

Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT Nord) und des Bundesbildungsministeriums, die am Donnerstag von der DAK in Berlin vorgestellt wurde. Demnach ist das Risiko für Rauschtrinken – also sechs oder mehr Gläser bei einer Gelegenheit – bei Kindern, deren Eltern täglich Alkohol trinken, dreimal so hoch im Vergleich zu Eltern, die keinen Alkohol trinken. „Bei hohem Alkoholkonsum der Eltern erhöht sich auch bei Kindern das Risiko zum Rauschtrinken“, sagt IFT-Leiter Prof. Reiner Hanewinkel. Mit seinem Team hat er die Entwicklung von riskantem Alkoholverhalten bei Heranwachsenden über neun Jahre lang verfolgt. Überraschend sei für ihn gewesen, „wie deutlich sich das Trinkverhalten der Eltern auf den Nachwuchs auswirkt“, sagt Hanewinkel.

Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) appellierte an die Eltern, ihre Vorbildfunktion ernst zu nehmen. „Wasser predigen und gleichzeitig Wein trinken, das geht nicht.“ In einer zweiten Studie ließ die DAK 1000 Mütter und Väter von Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren zum Thema Alkohol befragen. Das Ergebnis: 21 Prozent machen sich zwar Sorgen, dass ihre Sprösslinge zu viel trinken. Fast ein Drittel der Befragten (32 Prozent) legt allerdings selbst ein riskantes Trinkverhalten an den Tag – bei den Vätern liegt der Anteil bei 39 Prozent.

Fast ein Viertel (23 Prozent) der Eltern erlebt mindestens einmal im Monat selbst einen Alkoholrausch. Nach der Langzeitstudie von Hanewinkel sei es wichtig für die weitere Suchtentwicklung, dass Erfahrungen mit Alkoholrausch möglichst spät gemacht werden. Zwölf- und 13-Jährige, die diese bereits hätten, zeigen als junge Erwachsene zu 55 Prozent ein riskantes Trinkverhalten. Für seine Kasse heiße das, mit Präventionsmaßnahmen früh ansetzen zu müssen, sagte Andreas Storm, Vorstandschef der DAK. Sie startete die achte Auflage der bundesweiten Aufklärungskampagne „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“.