Sylt.

Sie wandert und wandert und wandert. Etwa drei bis vier Meter pro Jahr. Moment mal: drei bis vier Meter? Das ist ja nicht besonders weit. Die Wanderin, um die es hier geht, ist allerdings nicht auf Füßen unterwegs. Sie besteht fast komplett aus Sand! Es ist eine Wanderdüne auf der Insel Sylt.

„Es ist die größte Wanderdüne, die es in Deutschland gibt“, sagt Diane Seidel, Ausstellungsleiterin und Nationalpark-Wattführerin beim Erlebniszen­trum Naturgewalten Sylt. Die Sylter Riesendüne ist 1,5 Kilometer lang und 500 Meter breit. Auf ihrem höchsten Punkt ist sie ungefähr 30 Meter hoch. „Insgesamt gibt es auf Sylt derzeit drei Wanderdünen.“ Aber warum wandern sie?

Damit Dünen überhaupt entstehen können, brauche es Wind und losen Sand, sagt Jan Krause vom Institut für Geographische Wissenschaften der Freien Universität Berlin. „Auf Inseln wie Sylt kommt der Dünensand aus dem Meer. Er wird vom Wasser an den Strand gespült. Wenn die Sandkörner trocken sind und nicht am Boden kleben, können sie vom Wind mitgetragen werden.“ Das mit dem Wandern funktioniert dann so: Wenn ein leichter Wind weht, heben Sandkörner nicht vom Boden ab. Sie rollen nur. Bei einer größeren Düne rollen die Sandkörner von der Seite, von der der Wind kommt, zum hohen Kamm der Düne. Dort fallen sie auf die andere Dünen-Seite nach unten. Weil sich auf dieser Seite immer mehr Sand anhäuft, auf der anderen Seite aber immer mehr Sand abgetragen wird, verschiebt sich die Düne. Sie wandert.

So haben Wanderdünen früher auf Sylt sogar Häuser unter sich begraben. Diane Seidel sagt: „Deshalb haben die Menschen dort schon vor einigen Hundert Jahren Strandhafer in großer Zahl angepflanzt, wenn die Dünen in die Nähe von Ortschaften kamen.“