Berlin. Patientinnen werden laut Herzbericht seltener auf Erkrankungen hin untersucht

An Herzkrankheiten sterben in Deutschland mehr Frauen als Männer. Das geht aus dem Herzbericht 2016 hervor, der gestern in Berlin vorgestellt wurde.

Demnach starben 2014 111.000 Frauen an Infarkten, Herzklappenerkrankungen, Rhythmusstörungen, Herzschwäche und angeborenen Herzfehlern. Bei Männern führten diese Erkrankungen in rund 97.000 Fällen zum Tod. Die Deutsche Herzstiftung und drei kardiologische Fachgesellschaften geben den Bericht jährlich heraus.

Den Angaben zufolge werden Frauen in Deutschland auch seltener auf Herzleiden untersucht und behandelt: So waren bei den rund 52.000 Bypass-Operationen 2015 nur in einem Fünftel der Fälle Frauen die Patienten. Sogenannte Linksherzkatheter-Untersuchungen, bei denen die Herzgefäße der Patienten mit Kontrastmittel sichtbar gemacht werden, wurden in etwa einem Drittel der Fälle bei Frauen durchgeführt. Warum Frauen bei Herzerkrankungen schlechtere Prognosen haben, müsse noch analysiert werden, sagte Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Herzstiftung.

Hugo Katus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, erläutert mögliche Hintergründe: „Frauen glauben oft nicht, dass sie herzkrank werden. Wir müssen uns bemühen, da mehr Bewusstsein zu schaffen.“ Auch bestehe eine gewisse Verunsicherung, weil sich Symptome bei Frauen oft unterschiedlich darstellen. So machen sich Herzinfarkte bei Frauen beispielsweise nicht durch starke Schmerzen in der Brust bemerkbar, sondern durch ein Druck- und Engegefühl. Häufiger als bei Männern werden Infarkte bei Frauen außerdem von sogenannten unspezifischen Symptomen begleitet. Dazu gehören Atemnot, Übelkeit oder Erbrechen. Hinzu kommt: Bei Frauen treten die Erkrankungen im Schnitt „sieben bis zehn Jahre später“ auf, so Katus. „Sie sind älter, wenn wir sie behandeln.“

Insgesamt ist die Zahl der Todesfälle durch Herzerkrankungen laut dem Bericht leicht gesunken. Bei der Prävention, vor allem im Kinder- und Jugendalter, sieht Thomas Meinertz noch Luft nach oben. „Da gibt es ein gewaltiges Defizit“, erklärte er.