Wien. Mit klebrigen Fäden gehen sie auf Beutefang. Für Touristen eine Attraktion

Mit klebrigen Fäden gehen in Neuseeland und Australien leuchtende Mückenlarven auf Beutefang. Die Fangfäden der Insekten unterscheiden sich im Detail erheblich von ebenfalls klebrigen Spinnenfäden, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt „PLOS ONE“. Sie werden etwa nicht von Spinndrüsen am Hinterleib gebildet, sondern von wenigen Drüsen im Mundbereich.

In ihrer Heimat sind die leuchtenden Mückenlarven eine Touristenattraktion. Sie kommen in Gegenden mit hoher Luftfeuchtigkeit vor, etwa in Höhlen, wo sie sich unter der Decke ihre Nester in Form kleiner Hängematten bauen. Die Larven leuchten, was in den dunklen Höhlen den Eindruck eines Sternenhimmels erweckt.

Sie bilden zudem lange Fäden, die von den Nestern herabhängen und eine Länge von bis zu 50 Zentimetern erreichen können. Wie an einer Perlenschnur sind Schleimtröpfchen an den Fäden aufgereiht – die klebrigen Bestandteile der Fangfäden. In diesem Fadenvorhang fangen die Mücken Insekten, die sie mit ihrem leuchtenden Hinterleib anlocken. Geht ein Beutetier in die Klebefalle, holen die Larven mit Hilfe ihrer Mundwerkzeuge die Fäden ein und machen sich über die Beute her.

Janek von Byern vom Ludwig Boltzmann Institut für experimentelle und klinische Traumatologie in Wien und Victoria Dorrer von der Technischen Universität Wien untersuchten mit weiteren Forschern die Klebefäden von drei Arten von Mücken der Gattung Arachnocampa. Sie werden im englischen „Glowworm“ genannt, haben aber mit dem Glühwürmchen nichts gemein.

Die Forscher untersuchten die Fäden und Klebetröpfchen, um Aufbau, Struktur sowie die Element-Zusammensetzung zu analysieren. „Das war stellenweise eine ziemliche Herausforderung, denn der Klebstoff klebt wirklich überall – auch auf den herkömmlichen Laborgefäßen“, erläutert von Byern. Dorrer ergänzt: „Erst mit Trockeneis, das wir in die Höhle schleppten, konnten wir sichergehen, dass der Klebstoff nicht mehr klebt.“ Sie fanden heraus, dass der Klebstoff zu etwa 99 Prozent aus Wasser besteht und wasseranziehende Eigenschaften besitzt. Die Fähigkeit, Wasser aus der Luft zu binden, schütze die Tiere vermutlich vor Austrocknung. Zusammen mit einigen wenigen Proteinen vermittelt der ebenfalls gefundene Harnstoff die klebrigen Eigenschaften der Schleimtröpfchen. „Gerade weil der Aufbau so einfach ist, kann ich mir auch industrielle Anwendungen des Glowworm-Klebers vorstellen“, sagt von Byern.