Davis. Forscher machen kilometerlange Wasserdampfwolken dafür verantwortlich

Eine besondere Art von Luftströmen ist vermutlich verantwortlich für ein Massensterben von Austern in der Bucht von San Francisco im Jahr 2011. Auslöser seien sogenannte atmosphärische Flüsse gewesen, mehrere Tausend Kilometer lange Wasserdampfwolken, die für starke Niederschläge in der Region gesorgt hätten, schreiben US-Forscher in den „Proceedings B“ der britischen Royal Society.

Atmosphärische Flüsse können riesige Mengen an Feuchtigkeit um den Globus transportieren. Treffen sie auf Land, können in kurzer Zeit starke Niederschläge in Form von Regen oder Schnee niedergehen und schwere Fluten und Überschwemmungen verursachen. In Großbritannien hätten zum Beispiel die zehn schwersten Fluten seit 1970 mit atmosphärischen Flüssen in Zusammenhang gestanden, schreiben die Wissenschaftler um Brian Cheng von der University of California. Über die biologischen Auswirkungen der mit den atmosphärischen Flüssen zusammenhängenden Wetterextreme sei aber bisher wenig bekannt.

Cheng und sein Team haben diese Folgen nun an einer Population von Austern (Ostrea lurida) bei San Francisco untersucht. Dazu erfassten sie die Bestände der Tiere alle drei Monate zwischen Oktober 2009 und Juli 2011. Im März 2011 brachten mehrere atmosphärische Flüsse extreme Niederschläge in die Region. Innerhalb weniger Tage gelangten über die Flüsse große Mengen Süßwasser in die Bucht. Der Salzgehalt sank dadurch erheblich, wie Messungen zeigten. Er blieb für acht aufeinanderfolgende Tage unter einem Wert, den die Forscher zuvor als kritischen Grenzwert für die Austern ermittelt hatten. Luft- und Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt und der pH-Wert hingegen blieben im Toleranzbereich der Austernart.

Bis Juli 2011 waren die Austern nahezu verschwunden. Das werten die Autoren als deutlichen Hinweis, dass die atmosphärischen Flüsse die Ursache waren. Zwar erholten sich die Bestände bis November 2013 wieder, doch die neuen Austern seien kleiner und weniger fruchtbar, so die Forscher, der Bestand sei gefährdet. Forscher nehmen an, dass infolge des Klimawandels ex­treme Wetterlagen in Zusammenhang mit atmosphärischen Flüssen zunehmen werden. Die ökologischen Folgen seien schwer vorherzusagen.