Ann Arbor. Studie: Die Stimmung in Büchern und Artikeln hat sich seit Jahren eingetrübt

Im amerikanischen Englisch hat der Anteil an Negativ-Begriffen in Texten in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen. Zu diesem Fazit kommt eine in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften vorgestellte Untersuchung der Universität von Michigan. Die Forscher nehmen an, dass die negativere Sprache auf gesellschaftliche Entwicklungen wie die zunehmende Individualisierung oder sinkende Empathie zurückzuführen ist.

Das Ergebnis überrascht, gilt doch seit Jahrzehnten, dass positive Begriffe in den großen Sprachen der Welt – auch dem Deutschen – stabil in der Überzahl sind. Dieses Phänomen wird vereinfacht als linguistische Positiv-Tendenz bezeichnet. Unklar ist, woher dieser Hang zum sprachlich Guten kommt. Die Autoren der aktuellen Studie glauben, dass dies damit zu tun hat, dass die Variable „Zeit“ bislang unberücksichtigt blieb.

Das Team um Verhaltenspsychologe Rumen Iliev und Politikwissenschaftler Robert Axelrod führte Studien durch, für die 1,3 Millionen digital verfügbare Bücher sowie 14,9 Millionen Artikel aus der Tageszeitung „New York Times“ ausgewertet wurden. Zunächst ermittelten die Forscher zeitliche Trends, indem sie die Menge verwendeter positiver und negativer Begriffe statistisch erfassten. Zudem prüften sie, ob es einen Zusammenhang zwischen Krisenzeiten und der Ausrichtung der Sprache gibt. Hier konnten sie eine Verbindung zwischen schlechten Zeiten und einer niedrigen linguistischen Positiv-Tendenz feststellen.

Abschließend glichen die Forscher ihre Resultate mit nationalen Untersuchungen zum Glücksempfinden von 1946 bis 2014 ab. Auch hier zeigte sich: Je glücklicher sich die Menschen fühlten, umso mehr positive Begriffe wurden in Büchern und Artikeln verwendet – und umgekehrt. Offen sei, ob dieserTrend auch in anderen Sprachen auftrete und ob der Sprachgebrauch auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiere oder ihr Vorbote sei.