Neu-Delhi. Die Regierung wirbt für die Nutzung sauberer WCs,um Krankheiten vorzubeugen

Rund 550 Millionen Inder haben keinen Zugang zu Toiletten – mehr Menschen als in jedem anderen Land der Welt. Die Regierung hat sich mit ihrer Kampagne „Sauberes Indien“ das Ziel gesetzt, diese Zahl bis 2019 auf null zu reduzieren. Doch Studien zeigen, dass viele Inder selbst dann die Toilette nicht benutzen, wenn sie Zugang zu einer haben. Mit diesen Kampagnen will die Regierung die Situation ändern:

Im Bundesstaat Haryana sorgt die Kampagne „Keine Toilette, keine Braut“ seit 2005 dafür, dass mehr Frauen Zugang zu einer Toilette bekommen. Die Kampagne ermutigt Frauen, Ehemänner abzulehnen, die ihnen keine Toilette zur Verfügung stellen. Auch im Bundesstaat Bihar gibt es eine ähnliche Kampagne. Hier wurden junge Frauen dazu ermutigt, Goldschmuck als Geschenk abzulehnen, solange ihre Eltern keine Toilette für sie gebaut haben. Goldschmuck ist für viele indische Frauen immer noch die wichtigste Form der Altersvorsorge. Traditionell bekommt eine Braut von ihrer Familie zur Hochzeit so viel Goldschmuck wie möglich, als Zeichen des Wohlstands und um sie und die neue Familie finanziell abzusichern.

Im IT-Zentrum Hyderabad hat die Polizei 2016 damit begonnen, Wildpinkler an den virtuellen Pranger zu stellen. Wer in der Öffentlichkeit urinierte, musste sich eine Girlande umhängen und sich fotografieren lassen. In einer ähnlichen Aktion im Bundesstaat Rajasthan wurde mithilfe von Trommeln vertrieben, wer gegen das Verbot des öffentlichen Urinierens verstieß.

In immer mehr Bundesstaaten in Indien darf sich nur auf ein politisches Amt bewerben, wer eine eigene Toilette besitzt und benutzt. In 2015 wurde ein solches Gesetz im Bundesstaat Gujarat vor Gericht angefochten – und blieb bestehen. „Politische Würdenträger sollten Vorbilder für alle Bürger sein“, urteilte das Gericht. Neben den offiziellen Kampagnen stechen in Indien auch immer wieder einzelne Aktivisten hervor. Die bekannteste ist die 105 Jahre alte Kunwar Bai Yadav, die ihre Mitbürger unermüdlich über die Vorteile von Toiletten aufklärte. Inzwischen hat sie eine Toilettenquote von 100 Prozent. Vor Kurzem dankte der indische Premierminister Narendra Modi der Aktivistin persönlich für ihren Einsatz.