Berlin. Der Erdtrabant kommt unserem Planeten am Montag so nah wie zuletzt vor 70 Jahren

Am heutigen Montag wird ein Riesen-Vollmond am Nachthimmel zu sehen sein. Der Erdtrabant kommt unserem Planeten dabei so nah wie zuletzt vor fast 70 Jahren, im Jahr 1948. Dadurch wirkt der Mond besonders groß und wird auch als „Supermond“ bezeichnet. Die Entfernung schwankt zyklisch, da sich der Mond in einer eiförmigen Ellipse um unseren Planeten bewegt. Stehen sich die Erde und ihr Trabant so nah wie in dieser Nacht, wird auch der Einfluss des Mondes auf die Gezeiten stärker. „Je näher der Mond an der Erde ist, desto höher ist die Gravitationskraft. Das kann zu höheren Springfluten führen“, erläutert Guido Thimm, Wissenschaftlicher Geschäftsführer am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg. Gravierende Auswirkungen seien aber nicht zu erwarten.

Distanz erst im Jahr 2034 wieder so kurz

Exakt um 14.52 Uhr tritt heute die Vollmondphase ein. Nur drei Stunden zuvor erreicht der Mond das sogenannte Perigäum – den erdnächsten Punkt seiner Laufbahn. Üblicherweise erstrahlt er dann in einer Entfernung von nur rund 357.000 Kilometer Distanz. Am heutigen „Montag sind sich Erde und Mond sogar noch etwa 1000 Kilometer näher“, schreibt der Deutsche Wetterdienst auf seiner Webseite. Das liege daran, dass sich das Schwerefeldsystem zwischen Mond und Sonne permanent verändere. Die Distanz beim aktuellen Mondumlauf sei deshalb besonders gering. Erst am 25.11.2034 werde der Erdtrabant uns wieder so nahe kommen wie in dieser Nacht.

Erst vor einigen Wochen war der Mond der Erde recht nahe gekommen: Kurz nachdem er am 16. Oktober zum Vollmond wurde, trennten ihn am erdnächsten Bahnpunkt nur 357.860 Kilometer von uns. In vielen Regionen Deutschlands erlaubte wolkenloser Himmel eine klare Sicht auf das Phänomen. Auch für Beobachter, die für heute schon Fotoapparat und Ferngläser bereitgelegt haben, hat der Deutsche Wetterdienst gute Nachrichten: „Für den untergehenden Mond am Morgen zeichnen sich im Norden und in der Mitte Deutschlands die besten Bedingungen ab. Hier sollte es verbreitet wolkenlos sein.“ Auch beim wieder aufgehenden Mond sei vom Nordosten bis in den Süden mit guten Bedingungen und wenigen Wolken zu rechnen.

So groß und so hell wie bei seinem heutigen Erscheinen, hätten viele den Mond vielleicht noch nie gesehen, glaubt Thomas W. Kraupe, Direktor des Planetariums Hamburg. Der Größenunterschied zum Vollmond, der sich auf seiner Umlaufbahn am weitesten von der Erde entfernt befindet, liegt immerhin bei 14 Prozent. Im Vergleich zu vergangenen Nächten sei die Zunahme jedoch geringer – Laien müssen genau hinsehen, um Veränderungen zu erkennen. Nichtsdestotrotz biete der Supermond in diesem November ein ganz besonderes Schauspiel. „Er bildet mit den beiden wohl schönsten Sternhaufen des Himmels, den Plejaden und Hyaden, ein Dreieck“, erklärt Kraupe.

Wenn die Erdkugel zum Rugbyball wird

Etwa alle 14 Tage – bei Vollmond und Neumond – stehen Mond, Erde und Sonne in einer Linie. Das Hochwasser läuft dann einige Zentimeter höher auf als normal, das Niedrigwasser etwas niedriger. Normalerweise ist diese sogenannte Springtide eher unauffällig. Deutlich zu spüren kann sie an Meerengen und Flussmündungen sein oder wenn der Wasserstand durch auflandigen Wind noch erhöht wird.

Auch die Erdkruste wird durch die Gezeitenkräfte verformt: „Der Mond zieht an der einen Seite, die Sonne an der anderen. Die Erdkugel wird ein wenig zum Rugbyball“, erklärt Astronom Thimm. Die Verformung ist jedoch winzig klein. Dramatische Effekte erwartet er durch den erdnahen Mond nicht. Die Bedeutung des Mondes sei gleichwohl nicht zu unterschätzen: Er sorge für die Stabilität der Erdachse. „Er ist so eine Art Hirte, der auf seine große Schafherde aufpasst.“