Neuss. Narwale bündeln ihre Echoortung deutlich dichter als andere Tierarten

Mit einem sehr zielgerichteten Schallstrahl scannen Narwale beim Auf- und Abtauchen ihre Umgebung ab. Das haben Forscher um Jens Koblitz vom Bioacoustics Network in Neuss durch aufwendige Untersuchungen mit Unterwassermikrofonen herausgefunden. Ein stark gebündelter Strahl sei vermutlich von Vorteil, da ein breiterer Strahl womöglich „gemischte“ Signale liefere.

Die ganzjährig in der Arktis lebenden Narwale spüren per Echoortung Beute auf und suchen damit in der dicken Eisdecke nach Löchern zum Atmen. Untersuchungen des Echoortungsverhaltens können besser verstehen helfen, wie die Wale auf Veränderungen der Umwelt reagieren – etwa, wenn im Zuge des Klimawandels Tourismus und Schiffsverkehr in ihrem Lebensraum zunehmen. Narwale sind zusammen mit den Belugas die einzigen Arten von Zahnwalen, die das ganze Jahr über in den Gewässern der hohen Arktis leben, nördlich des Polarkreises. Die meisten Tiere bevölkern im arktischen Winter die Packeiszonen der westlich von Grönland liegenden Baffin Bay und der darunterliegenden Davisstraße. In dieser Zeit geht die Sonne für Monate nicht auf, die Tiere leben in totaler Dunkelheit. Sie kommunizieren vor allem über Laute und nutzen zur Orientierung und Nahrungssuche ihr Echoortungssystem.

Die Forscher um Koblitz konzentrierten sich in ihrer Untersuchung auf die Klick-Laute, die die Tiere in schneller Folge ausstoßen, um sich zu orientieren. Sie suchten zunächst aus der Luft nach Walen. Sahen sie Tiere, landeten sie mit ihrem Hubschrauber auf dem Eis und hängten insgesamt 16 Unterwassermikrofone ins Wasser – vertikal an einer Leine angebracht und in einer Tiefe von 3 bis 18 Metern. Über den Zeitpunkt, an dem ein einzelnes Signal an den unterschiedlichen Hydrophonen ankam, konnten sie die Tiefe und Entfernung errechnen, in der die Wale schwammen.

Die Analysen der Klick-Laute zeigten, dass der Echoortungsstrahl der Narwale dichter gebündelt ist als der von allen anderen bekannten Tierarten, die Echoortung nutzen. „Man kann sich das vorstellen wie einen eng gebündelten Lichtstrahl einer Taschenlampe“, erläutert Koblitz. „Beim Auftauchen scannen sie damit die Eisfläche ab und suchen so nach einem eisfreien Loch zum Atmen.“ Eis und Wasser schicken den Tieren unterschiedliche Echos zurück. Beim Abtauchen nehmen die Narwale vermutlich mithilfe der Klicks den Boden wahr und suchen nach Beutetieren. Ob die Tiere die Breite ihres Schallstrahls situationsbedingt anpassen können, wissen die Forscher bisher nicht.