Tübingen. Tübinger Ärzte werten Transplantation als gelungen. Erste Bilanz

Mit der ersten Transplantation einer Gebärmutter in Deutschland haben Ärzte an der Uniklinik Tübingen im Oktober medizinisches Neuland betreten. Am Mittwoch zogen sie Bilanz. Demnach könne die Patientin schon in einem Jahr schwanger werden. Wie das Tübinger Ärzteteam mitteilte, gab es seit der Operation am 14. Oktober keine Komplikationen. „Der Patientin geht es sehr gut“, sagte Sara Brucker, Ärztliche Direktorin des Forschungsinstituts für Frauengesundheit der Universität Tübingen.

Verheile bei der 23 Jahre alten Patientin, die ohne Scheide und Gebärmutter zur Welt kam, alles gut, könne ihr in einem Jahr eine bereits entnommene, mit Sperma ihres Mannes befruchtete und tiefgefrorene Eizelle eingesetzt werden. Eine Scheide war bei der 23-Jährigen bereits 2009 angelegt worden. Die Gebärmutter stammt von ihrer Mutter, die zeitgleich operiert wurde. Allein in Deutschland könnte mit dem Eingriff bis zu 10.000 Frauen geholfen werden, die ohne Gebärmutter geboren wurden und keine eigenen Kinder bekommen können. Dass die Transplantation machbar ist und dass damit gesunde Kinder geboren werden können, hat bereits der Gynäkologe Mats Brännström in Schweden gezeigt. 2014 brachte in Göteborg zum ersten Mal weltweit eine Frau mit einer gespendeten Gebärmutter ein gesundes Baby auf die Welt. Die Zahl der weltweit gelungenen Transplantationen wird von Experten auf rund 20 geschätzt. Die größte Gruppe potenzieller Patientinnen sind Frauen mit dem Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS), erläuterte Brucker. Diesen fehlten von Geburt an Scheide und Gebärmutter. Eierstöcke, Brüste, Klitoris und Schamlippen seien hingegen normal ausgebildet. Derzeit gebe es hierzulande 6000 bis 8000 betroffene Frauen, so Bruckner. Hinzu kämen Frauen, denen bei einer Entbindung oder aufgrund von Gebärmutterhalskrebs die Gebärmutter entfernt wurde. Als am erfolgversprechendsten gilt die Transplantation von Organen von Mutter oder Schwester.

Die Gebärmutter, in der das Baby in Schweden heranwuchs, stammte von einer 61-jährigen Freundin der Familie, die schon sieben Jahre vor der Operation die Wechseljahre durchlaufen hatte, wie das britische Fachmagazin „The Lancet“ berichtete. Anders als die Eierstöcke lasse sich eine Gebärmutter hormonell wieder verjüngen, erklärte Brucker. Voraussetzung für eine Eignung sei, dass die Spenderin mindestens einmal schwanger war.