Aix-en-Provence. Studie zum Klimawandel: 1,5 Grad Erderwärmung ändert Mittelmeerraum massiv

Eine Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad hätte extreme Folgen für die Ökosysteme im Mittelmeerraum. Innerhalb der kommenden 100 Jahre würde sich die Natur so sehr verändern wie in den vergangenen 10.000 Jahren nicht. Das besagt eine Studie, die im Magazin „Science“ präsentiert wird. Bei einer Erwärmung von über zwei Grad prognostizieren die Forscher gravierende Änderungen: Große Teile Südeuropas und Nordafrikas werden wegen Wasserknappheit zur Wüste, insbesondere der Süden Spaniens und Portugals sind betroffen. An Trockenheit angepasste Hartlaubgewächse breiten sich in der Ebene aus, dort verschwinden Laubwälder, die wiederum Gebirgswälder verdrängen.

Im vergangenen Dezember hatten sich 195 Staaten bei der Pariser Klimakonferenz darauf geeinigt, die Erderwärmung auf „deutlich unter zwei Grad“ Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Die Länder sollen „Anstrengungen unternehmen“, um die Erwärmung sogar bei 1,5 Grad zu stoppen. Im Mittelmeerraum liege die Temperatur jetzt schon 1,3 Grad höher als zwischen 1880 und 1920. Im weltweiten Durchschnitt stieg die Erdtemperatur seit Aufzeichnungsbeginn um rund ein Grad. Forscher um Joel Guidot und Wolfgang Cramer von der Universität Aix-Marseille untersuchten Pollenablagerungen, die Erkenntnisse über die Veränderungen von Klima und Ökosystemen während des Holozäns zulassen. Das Holozän ist der jüngste Zeitabschnitt der Erdgeschichte und reicht 11.700 Jahre zurück.

Auf dieser Grundlage schätzten die Forscher die Auswirkungen auf Klima und Vegetation ab. Ein Großteil der Szenarien in der Studie geht von Wasserknappheit für den Mittelmeerraum in den kommenden Jahrzehnten aus. Daraus folge ein Verlust der mediterranen Ökosysteme und ihrer Artenvielfalt. Verhindert werden könnten derlei Folgen den Forschern zufolge nur, indem der Temperaturanstieg auf maximal zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt werde. In den Grenzen der vergangenen 10.000 Jahre blieben die Auswirkungen des Klimawandels nur bei Erreichen des Idealziels von 1,5 Grad. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Prognosen menschlichen Einfluss auf die Ökosysteme nicht berücksichtigten. Viele dieser Effekte würden künftig jedoch wegen der wachsenden Bevölkerungszahl und erhöhter Wirtschaftsleistung noch wachsen.