Lowestoft. Neue Studien über die Wanderwege der Fische sollen zu ihrem Schutz beitragen

Im Herbst bricht der Europäische Aal Richtung Sargassosee im Atlantischen Ozean auf. Dort laichen die Fische und sterben anschließend. Eine neue Studie zeigt, dass viele Tiere dabei weite Umwege schwimmen, statt sich auf direktem Weg zur Paarung mit den Artgenossen zu begeben. David Righton vom Cefas Laboratory in Lowestoft (Großbritannien) und sein Team hatten insgesamt 707 weibliche Europäische Aale (Anguilla anguilla) in Schweden, Frankreich, Deutschland und Irland mit Minisendern ausgestattet. Die Daten von 87 der Fische konnten die Forscher schließlich auswerten.

Die im Fachmagazin „Science Advances“ vorgestellte Auswertung zeigte, dass die Aale im Schnitt während der Beobachtungszeit 953 Kilometer zurücklegten. 14 Tiere waren allerdings mehr als 2000 Kilometer gewandert, eines sogar 6900 Kilometer in zehn Monaten, berichten die Forscher.

Die Aale legten zwischen drei und 47 Kilometer am Tag zurück. Im Ozean schwammen sie schneller als im Bereich des Festlandsockels. Während des Tages schwammen die Aale in größerer Tiefe, nachts bewegten sie sich näher an der Wasseroberfläche.

Als Nächstes werteten die Forscher Daten zur Größe der Aallarven im Gebiet der Sargassosee aus, die zwischen 1862 und 2007 erhoben worden waren. Aallarven schlüpfen zwei Tage nach der Befruchtung und sind zu diesem Zeitpunkt etwa drei Millimeter groß. Sie ernähren sich in den folgenden sechs Tagen von dem Dottersack und erreichen schließlich eine Größe von sechs Millimetern.

Mit diesem Wissen und den Angaben zur Größe gefangener Larven konnten die Forscher den Zeitpunkt des Laichens eingrenzen. Sie ermittelten so, dass die Laichzeit zwischen Anfang Dezember und Mitte Mai liegt. Einen Höhepunkt verzeichneten die Forscher um den 22. Februar.

Kombinierten die Wissenschaftler nun die Daten zu Aufbruchszeitpunkt, Wanderwegen, Geschwindigkeit und Laichzeit, stellten sie fest: Die meisten Tiere treffen zu spät in der Sargassosee ein, um dort gleich laichen zu können. Sie tun dies vermutlich erst in der darauffolgenden Laichzeit. Ihre Wanderungen von den Küsten dauerten womöglich ein Jahr oder mehr, schließen die Forscher. Wie sie das bewältigen angesichts der Tatsache, dass sie während der gesamten Wanderung nicht fressen, sei unklar.

Undenkbar sei es aber nicht. Auch andere Fische wie etwa der Atlantische Lachs hungere über lange Zeiträume auf der Wanderung vor dem Laichen. Ihre Ergebnisse müssten bei den Schutzbemühungen für den Europäischen Aal bedacht werden, schreiben die Forscher. Die Weltnaturschutzbehörde IUCN listet die Art als vom Aussterben bedroht.