Hamburg . Über die Folgen der Frühgeburt diskutieren Kinder- und Jugendmediziner im Hamburger Congress Centrum.

Kinder, die viel zu früh geboren werden, haben es auch im späteren Leben nicht immer leicht. Jedes zehnte Neugeborene in Deutschland kommt vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt und gilt somit als Frühgeborenes. Zwar können heute auch schon Frühchen nach 23 Schwangerschaftswochen überleben. Aber die Überlebensrate dieser winzigen Kinder, die zwischen 250 und 500 Gramm wiegen, liegt nur bei 50 Prozent.

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„Die Überlebensgrenze liegt bei 22 Schwangerschaftswochen. In diesem Alter sind die Lungen des Kindes noch so unreif, dass sie keinen Sauerstoff aufnehmen können, und auch das Gehirn ist extrem unreif, sodass es leicht zu Hirnblutungen kommen kann“, sagte Prof. Egbert Herting im Vorfeld der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin, die am heutigen Mittwoch im Hamburger Congress Centrum beginnt. Der Neugeborenenmediziner ist Präsident des viertägigen Kongresses, zu dem mehr als 2500 Teilnehmer erwartet werden. Ein Schwerpunkt wird sich der Frage widmen, welche Folgen der Frühstart ins Leben hat. Zunächst stehen mögliche Komplikationen einer Frühgeburt im Mittelpunkt, wie Hirnblutungen, Atemstörungen, Infektionen, Netzhaut- oder Darmerkrankungen.

Das Risiko für psychische und soziale Probleme ist erhöht

Aber auch im späteren Leben können diese Kinder noch beeinträchtigt sein. „Viele der sehr kleinen Frühgeborenen weisen später häufiger kognitive Probleme, Ängste oder Beeinträchtigungen in der Schulleistung auf. Auch die „späten Frühgeborenen“, also Kinder, die zwischen der 32. und 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden, „tragen noch ein erhöhtes Risiko für spätere Beeinträchtigungen von Gesundheit und Lebensqualität“, sagte Herting.

In der bayerischen Entwicklungsstudie, deren Ergebnisse jetzt in der „Monatsschrift für Kinderheilkunde“ vorgestellt wurden, haben Forscher psychische, geistige, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen der Frühgeburt im Erwachsenenalter untersucht. 260 Frühgeborene, die nach weniger als 32 Schwangerschaftswochen geboren waren und weniger als 1500 Gramm gewogen hatten, wurden mit 26 Jahren nachuntersucht und mit Gleichaltrigen verglichen, die als reife Neugeborene zur Welt gekommen waren. Dabei zeigte sich unter anderem, dass die Frühgeborenen als Erwachsene mehr autistische Tendenzen zeigten, introvertierter, neurotischer und weniger risikobereit waren als Reifgeborene. Die Frühgeborenen waren seltener selbstständig, lebten öfter noch bei den Eltern und hatten im Durchschnitt niedrigere Schulabschlüsse, weniger soziale Beziehungen mit Gleichaltrigen und mehr Probleme, einen Partner zu finden.