Münster/Washington. Bilder der Raumsonde „Dawn“ belegen jüngere geologische Aktivität auf Ceres

Auf dem Zwergplaneten Ceres haben Forscher Hinweise auf Kryovulkanismus (Eisvulkanismus) entdeckt. Anhand von Fotos der „Dawn“-Mission erspähte das Team um Ottaviano Ruesch vom Goddard Space Flight Center der US-Weltraumbehörde Nasa den kuppelförmigen Berg Ahuna Mons, der sich in der Nähe des Äquators etwa 4000 Meter hoch erhebt. Entstanden sei er aus einer Mischung von Chloriden, Mineralien und Wassereis, berichtet das Team in der Zeitschrift „Science“.

Mit einem Durchmesser von gut 900 Kilometern ist der fast kugelförmige Ceres das größte Objekt im Asteroidengürtel zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter. Die Raumsonde „Dawn“ hatte den Zwergplaneten im März 2015 erreicht. Vorher hatten Astronomen bereits gemutmaßt, es könne auf Ceres, dessen Durchschnittstemperatur am Äquator etwa 160 Kelvin (etwa -110 Grad Celsius) beträgt, Vulkanismus geben. Ahuna Mons, der sich von anderen Erhebungen auf Ceres unterscheidet, misst an der Basis etwa 21 Kilometer und steigt an drei Seiten steil an. Auf dem Gipfelplateau trägt er eine etwa 300 Meter tiefe Delle. Die Form ähnele Vulkanen auf der Erde und dem Mond, schreibt das Team, dem auch Forscher aus Deutschland angehören.

Abgeleitet aus der Verteilung umliegender Krater, die durch Einschläge kosmischer Projektile entstanden sind, sei der Berg – je nach angewandtem Modell – etwa 70 oder aber 200 Millionen Jahre alt. „Für planetologische Verhältnisse ist das extrem jung“, sagt der Planetologe Harald Hiesinger von der Universität Münster. Ceres entstand vor etwa 4,5 Milliarden Jahren.

Die Autoren vermuten, dass Ahuna Mons sich nicht durch Tektonik oder Erosionsprozesse gebildet hat, sondern durch Verdrängungsprozesse. Unterhalb einer Tiefe von 50 Kilometern könne die Temperatur auf etwa 40 Grad minus steigen. Dies genüge zum Schmelzen von Chloriden und könne die Fließfähigkeit des umliegenden Gemischs aus Gestein und Wassereis um mehrere Größenordnungen steigern. „Das Material wird leichter, drängt nach oben und kann durch Spalten an die Oberfläche gelangen“, erläutert Hiesinger. Die Spalten entstanden vermutlich durch Einschläge anderer Körper auf dem Zwergplaneten.

Als Wärmequelle, die den Prozess auslöste, vermutet der Forscher entweder chemische Reaktionen oder aber Einschläge. Die Vermutungen müssten allerdings noch belegt werden. Dennoch zeige die Beobachtung, dass es auf Ceres – im Gegensatz etwa zum Mond – noch in jüngster Zeit geologische Aktivität gegeben habe.