Uppsala. Neues Therapie-Konzept soll mit Angst verbundene Erinnerungen tilgen

Mit einem einfachen Trick könnten selbst langjährige Angststörungen künftig womöglich wirksamer behandelt werden. In einer Versuchsreihe rief ein Forscherteam um Johannes Björkstrand von der Universität Uppsala bei Patienten kurz vor der Behandlung die Erinnerung an den Auslöser der Phobie – in diesem Fall Spinnen – auf. Dadurch war die folgende Konfrontationstherapie erfolgreicher als bei einer Kontrollgruppe, wie das schwedische Team in der Fachzeitschrift „Current Biology“ berichtet.

Die Forscher nutzten eine Erkenntnis der vergangenen Jahre: Wenn eine Erinnerung aufgerufen wird, ist sie instabil und kann unter Umständen durch eine neue, positive Erinnerung „überschrieben“ werden. Die Wissenschaftler zeigten nun, dass der Effekt auch bei langjährigen Phobien hilft, bei denen eine Konfrontationstherapie bislang erfolglos war. Bei dieser Behandlung werden dem Patienten über mehrere Stunden Bilder des Angstauslösers gezeigt, in der Regel verringert sich die emotionale Reaktion auf das Bild von Mal zu Mal. Björkstrand und Kollegen unterzogen 45 Patienten, die im Durchschnitt seit 20 Jahren an einer Spinnenphobie litten, ihren Versuchen. Sie zeigten 22 Teilnehmern zehn Minuten vor Beginn der Therapie ein Spinnenbild und aktivierten so die angstbesetzte Erinnerung. Auch der Kontrollgruppe wurde ein Spinnenbild gezeigt, allerdings sechs Stunden vor Beginn der Behandlung. Während der Therapie befanden sich die Patienten in einem Magnetresonanztomografen (MRT), der ihre Hirnaktivität in der Region der Amygdala (Mandelkern) aufzeichnete. Diese ist an der Entstehung von Ängsten beteiligt. Beide Gruppen bekamen dieselben Bilder zu sehen.

Am nächsten Tag wurde getestet, wie stark die Patienten auf Spinnenbilder reagierten. Bei den Teilnehmern mit der kurz vor Therapiebeginn aktivierten Erinnerung stellten die Forscher deutlich weniger Gehirnaktivitäten im Mandelkern fest als bei der Kontrollgruppe. Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass das Aufrufen die angstbesetzte Erinnerung instabil gemacht hat. Dadurch habe die Konfrontationstherapie kurz darauf diese Erinnerung wirksamer überschreiben können. Bei der Kontrollgruppe habe sich die angstauslösende Erinnerung hingegen in den sechs Stunden bis Therapiebeginn wieder verfestigt.