Melbourne/Clayton. Forscher machen verdecktes Porträt unter berühmtem Degas-Gemälde sichtbar

Mit modernster Technik haben Forscher ein Frauenporträt von Edgar Degas sichtbar gemacht, das der Künstler übermalt hatte. Nach Angaben der Wissenschaftler zeigt es das zur damaligen Zeit beliebte Model Emma Dobigny. Das australische Team präsentiert eine technische Nachbildung des versteckten Porträts in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“. Über das Bild der jungen Frau hatte der französische Künstler das bekanntere Werk „Porträt einer Frau“ gemalt, das eine Frau in schwarzer Kleidung zeigt.

Degas malte die Unbekannte zwischen 1876 und 1880. Schon lange wissen Experten, dass sich hinter dem eigentlichen Gemälde ein anderes verbirgt, das sogar durch die oberen Farbschichten durchscheint. Röntgenstrahlen machten ein verstecktes Frauenporträt sichtbar, das auf dem Kopf steht. Allerdings waren so bisher nur schwarz-weiße, schemenhafte Umrisse zu erkennen (siehe linkes Bild). Nun ist dieser Porträtversuch, den Degas verstecken wollte, detailliert und farbig auf dem Bildschirm der australischen Forscher wieder erschienen.

Das Forscherteam um David Thurrowgood von der National Gallery of Victoria in Melbourne hat das Gemälde unter anderem mittels Röntgenfluoreszenzanalyse untersucht. Mit dieser Technik kann die chemische Zusammensetzung von Materialien erkannt werden, weil die Elemente eine charakteristische Strahlung absondern. Wegen der großen Datenmenge, die dabei entsteht, ist das Scannen großer Bildbereiche mit guter Auflösung erst seit einigen Jahren möglich. Den erkannten Elementen wie Kupfer oder Quecksilber ordneten die Wissenschaftler Farben von Degas’ Farbpalette zu, die das chemische Element enthalten. Sie reproduzierten auf diese Weise Pixel für Pixel eine detaillierte Darstellung des versteckten Gemäldes.