London/Mainz. Studie: Normalgewicht könnte jeden siebten frühen Todesfall in Europa vermeiden

Schon leichtes Übergewicht senkt einer Studie zufolge die Lebenserwartung. In der bislang größten Untersuchung zu diesem Thema stieg das Risiko für einen Tod vor dem 70. Lebensjahr mit zunehmendem Body-Mass-Index (BMI) über Normalgewicht stetig an. Dies galt für die vier wichtigsten Todesursachen – Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Atemwegserkrankungen und Krebs.

Bei Männern war der nachteilige Effekt etwa dreimal stärker ausgeprägt als bei Frauen, wie das internationale Forscherteam im Fachblatt „The Lancet“ schreibt. In dem Mammutprojekt hatten Hunderte Forscher die Daten von 189 Studien mit insgesamt fast vier Millionen Teilnehmern ausgewertet. Übergewicht und Fettleibigkeit sind weltweit verbreitet – mit steigender Tendenz: Die WHO geht von weltweit 1,3 Milliarden übergewichtigen und 600 Millionen fettleibigen Erwachsenen aus. In Europa liegt der Anteil an der Bevölkerung demnach bei 20 Prozent, in Nordamerika sogar bei 31 Prozent. Am günstigsten für die Lebenserwartung sei Normalgewicht im oberen Bereich, also ein BMI von 22,5 bis 25, so die Studienautoren.

Um Störfaktoren zu vermeiden, schlossen die Forscher aus der Analyse Raucher und chronisch Kranke aus. Im Untersuchungszeitraum von durchschnittlich fast 14 Jahren starb fast jeder zehnte der 3,95 Millionen Teilnehmer. Von den Menschen mit normalem BMI – also bis 25 – starben 19 Prozent der Männer und 11 Prozent der Frauen vor ihrem 70. Geburtstag. Bei moderat fettleibigen Menschen – mit einem BMI von 30 bis 35 – lag der Anteil bei knapp 30 und 15 Prozent. Am nachteiligsten wirkte sich Übergewicht auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Dieser Zusammenhang war bei Männern deutlich ausgeprägter als bei Frauen. Bei einem BMI im Normalbereich, so die Forscher, könnte in Europa jeder siebte und in Nordamerika jeder fünfte frühe Todesfall vermieden werden.