Los Alamos. Forscher ermitteln Stärke des ersten Kernwaffentests vor mehr als 70 Jahren

Die Sprengkraft einer Atomexplosion kann auch nach Jahrzehnten noch aus Trümmern der Explosionszone ermittelt werden. Das hat ein Forschungsteam um Susan Hanson vom Los Alamos National Laboratory in den USA anhand von Gesteinsproben vom ersten Kernwaffentest vor über 70 Jahren gezeigt. Errechnet wurde eine Sprengkraft von 22.100 (+/- 2700) Tonnen TNT-Äquivalent. Die offizielle Angabe zum sogenannten Trinity-Test am 16. Juli 1945 im US-Bundesstaat New Mexico beläuft sich auf 21.000 Tonnen TNT-Äquivalent. Ein schwarzer Obelisk steht heute am Punkt der Kernwaffenzündung, an dem noch immer eine geringe Reststrahlung vorhanden ist.

„Die Fähigkeit, das Auftreten und die Art eines Atomtests zu bestimmen, ist unerlässlich für die Überwachung moderner Atomverträge“, schreiben Hanson und Kollegen im Fachjournal „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). Neben der Aufzeichnung von Erdbebenwellen werde nach möglichen Spaltprodukten gesucht, die aber in vielen Fällen recht kurzlebig seien, bevor sie radioaktiv zerfallen. Deshalb konzentrierten sich die Forscher auf die stabilen Isotope Molybdän 95 und Molybdän 97. Über das Verhältnis der Molybdän-Isotope zueinander konnten die Wissenschaftler auf die Menge radioaktiver Zirkonium-Isotope rückschließen.

Das Team um Hanson untersuchte fünf Proben des künstlichen Glases Trinitit. Trinitit entstand, als beim Trinity-Test die Hitze der Explosion den Sand am Boden zu einem grünlichen Glas schmolz. In den fünf Proben fanden die Forscher erhöhte Werte von Molybdän 95 und Molybdän 97. Die Anteile der Werte, die über dem jeweiligen natürlichen Referenzwert liegen, entstammen nach Auffassung der Wissenschaftler der sogenannten Beta-Zerfallsreihe der kurzlebigen Isotope Zirkonium 95 und Zirkonium 97. Da diese Zerfallsreihen zum Spektrum von Spaltprodukten des Plutoniums gehören, konnten die Forscher die ursprüngliche spaltbare Menge der Trinity-Bombe errechnen. Dass sie mit ihren Messungen der offiziellen Sprengkraft sehr nahe kamen, werten die Wissenschaftler als Beleg, dass ihr Verfahren funktioniert.(dpa)