Albuquerque. Schimpansen-Mütter haben lieber zahlreiche als gut genährte Jungen

Schimpansenkinder wachsen schlechter, wenn sie schnell nach der eigenen Geburt ein Geschwisterchen bekommen. Dieser Effekt bleibt bis ins Erwachsenenalter sichtbar, berichten Wissenschaftler aus Uganda und den USA in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). Schimpansenmütter investierten demnach lieber in mehrere Nachkommen als in besser ausgestatteten Nachwuchs. Möglicherweise habe diese Strategie evolutionär betrachtet die Grundlage gelegt für die Fortpflanzungsstrategie des Menschen, bei der Babys in der Regel schnell von der Mutter entwöhnt, aber noch lange Zeit von den Eltern mit Nahrung versorgt werden.

Forscher von der University of New Mexico (USA) untersuchten anhand einer Population frei lebender Schimpansen im Kibale-Nationalpark in Uganda, ob Schimpansen beim Nachwuchs zwischen Qualität und Quantität abwägen. Die Forscher bestimmten die Größe des Nachwuchses indirekt über den Kreatinin-Gehalt in Urinproben der Tiere. Insgesamt werteten sie mehr als 4800 Proben von 25 Jungtieren zwischen vier und fast 15 Jahren aus.

Sie stellten fest, dass weibliche und männliche Jungtiere kleiner waren, wenn ihre Mutter nach ihrer Geburt relativ schnell erneut Nachwuchs bekam. Der Abstand zur Geburt eines älteren Geschwisters beeinflusste die Körpergröße des Nachwuchses hingegen nicht.

Schimpansen beginnen etwa ab dem sechsten Monat feste Nahrung zu sich zu nehmen, werden in der Regel aber erst mit vier bis fünf Jahren vollständig abgestillt. In der Studie bekamen die Mütter allerdings meist schon nach weniger als vier Jahren erneut ein Junges.

Vermutlich stellten die Mütter die Versorgung des einen Jungtiers ein, um in das nächste zu investieren, erklären die Forscher den beobachteten Zusammenhang. Es gebe vermutlich bedeutende, entgegengesetzt wirkende Einflüsse. Das langsamere Wachstum der Jungen sei als Anpassung an die unsichere Versorgungslage zu sehen: Da größere Körper mehr Nahrungsenergie brauchten, schützten kleinere Körper möglicherweise vor dem Verhungern.