Hamburg. Warum uns die Sonne im Winter näher ist als in der warmen Jahreszeit und die Nacht vom 19. Juli so besonders ist

Wussten Sie schon, dass wir im Sommer weiter von der Sonne entfernt sind als im Winter? Tatsächlich erreicht unsere Erde am 4. Juli den sonnenfernsten Punkt – das „Aphel“ ihrer jährlichen Bahn um unser Zentralgestirn. 152 Millionen Kilometer trennen uns jetzt von dieser heißen Gaskugel – während wir im Winter fünf Millionen Kilometer näher dran sind! In ihrer elliptischen Umlaufbahn spürt die Erde daher jetzt eine geringere Anziehungskraft durch die Sonne und kann es sich nun leisten, langsamer zu laufen als im Winter. Das ist eine gute Nachricht für uns auf der Nordhalbkugel, denn dies führt dazu, dass unser Sommerhalbjahr immerhin um eine Woche länger als das Winterhalbjahr ist. Die Tageslänge und die Wärme im Sommer werden allerdings nicht dadurch, sondern einzig durch die Schrägstellung der Erdachse verursacht.

Spätabends sinkt die Sonne unter den Nordwesthorizont – in Begleitung von Merkur und Venus. Beide Planeten schaffen es in diesem Monat noch immer nicht, sich vom Tageslichtbereich der Sonne abzusetzen. Zwar eilen sie der Sonne im Tierkreis voraus – allerdings im absteigenden Teil des Tierkreises – und sind damit zunehmend südlicher als die Sonne am Himmel platziert. Sie gehen bereits in der hellen Dämmerung unter.

Der helle „Abendstern“, der zu Beginn der Nacht im Westen in der Abenddämmerung sichtbar wird, ist der Planet Jupiter. Der Riesenplanet wandert vor dem Hintergrund des Tierkreissternbildes Löwe und ist nur noch abends zu sehen, bevor er zum Horizont sinkt und untergeht. Am 4. Juli wird dieser Planet Besuch von unserer Erde bekommen: nach fast fünfjähriger Reise erreicht die mit Solarenergie angetriebene Nasa-Raumsonde „Juno“ den Jupiter und schwenkt in eine Umlaufbahn ein. Freuen wir uns auf ganz neue Nahansichten dieser gigantischen Welt voller turbulenter Stürme und Wolken – und auf neue Erkenntnisse über die vier größten Jupitermonde, die man schon mit einem Fernglas als winzige Lichtpunkte in ihren wechselnden Stellungen rechts und links neben Jupiter erkennt. Tatsächlich sind sie fast so groß wie oder sogar größer als unser Erdmond! Denken Sie daran, wenn Sie am Abend des 9. Juli die wunderschöne Sichel unseres zunehmenden Mondes neben dem Jupiter im Westen sehen.

Weiter „links“, in südlicher Richtung, schimmert abends der rötliche Planet Mars, der uns ebenso wie Jupiter durch sein ruhiges Licht auffällt. Er ist zwar in den vergangenen Wochen schon etwas lichtschwächer geworden, bleibt aber nach Jupiter der hellste Lichtpunkt am Nachthimmel. Mars nimmt Fahrt auf und wandert im Sternbild Waage Richtung Skorpion. Am 14. Juli zieht der zunehmende Mond nördlich an dem roten Planeten vorbei und bereits in der Nacht danach – vom 15. auf den 16. Juli – begegnet er dem nächsten Planeten – dem Saturn. Mars und Saturn sind derzeit Nachbarn am Himmel – sie stehen von unserer Erde aus gesehen weniger als eine Handspanne voneinander getrennt und rahmen den Skorpion ein: Saturn steht östlich („links“) und Mars westlich („rechts“) des Skorpion, einer der schönsten Sternregionen des Himmel. Leider ist dieses prächtige Sternbild in unseren Breitengraden nur horizontnah und unvollständig zu sehen. Am auffälligsten ist der hellste Stern Antares. Er schimmert fast in derselben Farbe wie Mars und nur selten übertrifft Mars ihn – wie zurzeit an Helligkeit. Die Ähnlichkeit der beiden Lichtpunkte hat auch zu der Benennung „Antares“ geführt, denn sie bedeutet soviel wie „Gegenmars“. Tatsächlich sind sie sehr gegensätzlich, denn Mars ist eine eisige Gesteinskugel, nur halb so groß wie unsere Erde, die mehr schlecht als recht von unserem Stern „Sonne“ gewärmt und beleuchtet wird. Antares hingegen, ist wie unsere Sonne ein glühender Gasball – allerdings mit einer geringeren Temperatur von 3400 Grad, was seine rötliche Färbung erklärt. Antares ist ein viele Hundert Millionen Kilometer großer Riesenstern. An die Stelle der Sonne versetzt, würde sein glühender Gasleib weit über die Umlaufbahn der Erde – ja sogar der des Mars hinausragen. Dennoch erscheint uns der Gigant Antares im Vergleich zu Mars als lichtschwächeres, winziges Sternpünktchen am Himmel, da er mit seinen 600 Lichtjahren Distanz zig Millionen Mal weiter von uns entfernt ist als unser Nachbarplanet Mars …

Mars, Antares und Saturn bilden in diesem Monat ein immer enger werdendes Trio von Himmelskörpern, das wir bis nach Mitternacht bequem verfolgen können – leider aber nur horizontnah, da Mars und Saturn sich in den südlichsten Regionen des Tierkreises bewegen. Würden wir den Olympioniken nach Rio de Janeiro folgen, so hätten wir ganz andere Verhältnisse, denn dort, am südlichen Wendekreis, würden Saturn, Mars und Antares nahezu senkrecht am Himmel stehen!

Wenn es Sterne gibt, die man sich unbedingt merken muss, dann sind es im Sommer bei uns jedenfalls die Sterne des Sommerdreiecks: Wega, Deneb und Atair. Unübersehbar leuchten sie abends als riesiges gleichschenkeliges Dreieck im Südosten und um Mitternacht schon hoch im Süden. Wega in der Leier ist der hellste Stern im Sommerdreieck, hoch über unseren Köpfen. Fast ebenso hoch steht Deneb, der die Schwanzfedern des Schwans markiert, einer markanten Sternfigur, die auch manchmal als „Kreuz des Nordens“ bezeichnet wird. Von Deneb zum südlicheren Stern Atair im Adler zieht das Lichtband der sommerlichen Milchstraße. Es lohnt, mit einem Fernglas bewaffnet, sich in einen Liegestuhl zu setzen und auf einen visuellen Spaziergang entlang der Milchstraße zu gehen! Allerdings nur abseits störender Lichter der Stadt und ohne störendes Mondlicht!

Allmonatlich zieht unser Mond südlich von Atair am Sommerdreieck vorbei und überstrahlt alle schwächeren Sterne und die Milchstraße. In diesem Monat erreicht der Mond in der Nacht vom 19. auf den 20. Juli, kurz nach Mitternacht, sogar genau unter der Südspitze des Sommerdreiecks, an der Sternbildgrenze vom Schützen zum Steinbock die exakte Gegenposition zur Sonne – seine Vollmondstellung. Dies geschieht einmal im Jahr und er wirkt dann zusammen mit dem Sommerdreieck fast wie ein riesiges „Ausrufezeichen des Sommers“, das die ganze Nacht am Himmel steht. Dieser Juli­vollmond ist im Volksmund übrigens als „Heumond“, oder auch als „Donnermond“ bekannt – vielleicht weil es in heißen, schwülen Julinächten öfters Gewitter gibt?

Nur wenige Sterne sind in hellen Mondnächten zu sehen. Halbhoch im Westen leuchtet, fast genauso hell wie Wega, der rötliche Stern Arktur. „Rechts von Arktur“, im Westnordwesten, stoßen wir auf die sieben Sterne des „Großen Wagens“, den hellste Teil des viel größeren Sternbildes „Großer Bär“. Im Nordosten und Osten steigen bereits die Vorboten des Herbstes herauf – die Zickzacklinie des „Himmels-Ws“, die Kassiopeia, wie sie offiziell heißt – und Pegasus mit der daran anschließend Sternenkette der Andromeda.

Die vollständige Monatssternkarte aus dem Planetarium Hamburg kann im Internet mit dem dazu gehörenden Sternen-Podcast und einem 360-Grad-Video heruntergeladen werden: www.abendblatt.de/sterne