Prag/Nashville. Studie: Nervenzellen in den Hirnen der Tiere dichter angeordnet als bei Säugern

Eine Hirnstudie kann erklären, warum viele Vögel ungewöhnlich intelligent sind. Die Untersuchung von 28 Vogelarten zeigt, dass die Nervenzellen in ihren Gehirnen wesentlich dichter angeordnet sind als bei Säugetieren. So sind die Gehirne eines Stars und einer Ratte zwar gleich schwer, doch das des Vogels enthält 483 Millionen Neuronen, während der Nager es nur auf 200 Millionen bringt. Das berichtet eine Gruppe um Pavel Němec von der Karls-Universität Prag und Suzana Herculano-Houzel von der Vanderbilt University in Nashville (USA) in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften.

Die Wissenschaftler untersuchten vor allem Papageien und Rabenvögel – diese Gruppen gelten als besonders intelligent. Obwohl ein großer Papagei wie der Ara nur ein Gehirn von der Größe eines Walnusskerns hat, kann er Werkzeuge benutzen, Rückschlüsse zwischen Ursache und Wirkung ziehen, für die Zukunft planen und sich im Spiegel erkennen. Um dies zu erklären, ermittelte das Team die Anzahl der Nervenzellen bei Vögeln mit einem eigens entwickelten Verfahren; die Informationen zu Säugetieren entnahmen sie der Fachliteratur.

Dabei fanden sie überraschende Ergebnisse: Im Verhältnis zu Säugetieren haben Vögel verhältnismäßig mehr Nervenzellen in der Großhirnrinde - also in jener Region, die mit Intelligenz in Verbindung gebracht wird. Demnach hat etwa der Singvogel Wintergoldhähnchen ein neunmal geringeres Körpergewicht als eine Maus, aber sein Gehirn enthält 2,3-mal mehr Neuronen.

Innerhalb der Vögel fand das Team große Unterschiede: So ist das Bankivahuhn, die Wildform des Haushuhns, etwa 50-mal schwerer als eine Meise, doch beide Gehirne haben etwa die gleiche Zahl von Nervenzellen, wie die Forscher schreiben. Insgesamt wiesen von den untersuchten Vögeln die Gehirne von Papageien und Rabenvögeln eine besonders hohe Zahl von Nervenzellen auf. Die Forscher vermuten, dass in der Evolution ein ähnlicher Vorgang wie bei höheren Säugetieren zu dieser Gehirnentwicklung geführt hat: Bei beiden Tiergruppen kümmern sich die Eltern wochen- bis monatelang intensiv um den Nachwuchs. Das ermögliche dem sich entwickelnden Gehirn einen längeren Reifeprozess.