davis. Bei Versuchen wächst menschliches Gewebe in Tieren heran. Ethische Bedenken

Ein Forscherteam der University of California in Davis (USA) hat einer Sau kürzlich Embryonen eingepflanzt, die neben tierischem auch menschliches Erbgut enthielten. In den ungeborenen Ferkeln sollten menschliche Bauchspeicheldrüsen heranwachsen. Mit dem Ansatz könnten in ferner Zukunft Spenderorgane gezüchtet werden, hoffen Prof. Pablo Ross und seine Kollegen. Aber: Es gibt viele offene Fragen – und große ethische Bedenken.

Ein Problem ist, dass die menschlichen Erbgutbestandteile auch in andere Körperteile des Tieres vordringen könnten. Im Extremfall könnten Schweine mit vermenschlichtem Hirn entstehen. In vorangegangenen Versuchen hatten sich die menschlichen Stammzellen tatsächlich in verschiedenen Körperregionen von Schweineföten angesiedelt. Die US-Forschungsbehörde NIH legte die Bezuschussung derartiger Chimären-Versuche deshalb wegen ethischer Bedenken im Herbst auf Eis.

Bei den jüngsten Versuchen wählten die Forscher einen veränderten, zielgenaueren Ansatz und beendeten die Trächtigkeit nach 28 Tagen. Das bis dahin in den Ferkelembryonen entstandene Gewebe wurde untersucht. Tatsächlich habe sich eine Art Bauchspeicheldrüsengewebe entwickelt, berichteten die Forscher nun.

In der Biologie werden Organismen mit Erbgutbausteinen verschiedener Lebewesen Chimären genannt. Für die Schweine mit winzigen Anteilen menschlicher DNA schnitt das Team um Ross aus dem Erbgut im Labor gezeugter Embryonen zunächst diejenigen Stücke heraus, die für die Bildung der Bauchspeicheldrüse verantwortlich sind. Dann wurden menschliche Stammzellen injiziert, um die Lücke zu füllen. Verwendet wurden sogenannte ipS-Zellen, ausgereifte Körperzellen, die über spezielle Verfahren in einen frühen Zustand rückprogrammiert wurden. Auch in Deutschland wird mit ipS-Zellen geforscht. Vergleichbare Chimären-Vorhaben sind aber verboten.

Prof. Eckhard Wolf vom Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München betont, dass bei solchen Versuchen aus ethischen Gründen eine Beteiligung der ipS-Zellen an anderen als den erwünschten Geweben verhindert werden müsse. Unklar sei zudem, ob die unterschiedliche Embryonalentwicklung von Schwein und Mensch das Heranwachsen kompletter humaner Gewebe oder Organe zulasse.