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Immer mehr Menschen auf der Welt haben nur noch einen trüben Blick auf den Sternenhimmel. Ursache ist die zunehmende Beleuchtung von Straßen, Plätzen, Häusern und Denkmälern. Die „Negativliste“ der Lichtverschmutzer in Deutschland führen die Gebiete um Dortmund, Düsseldorf und Köln an. In Westeuropa gibt es demnach nur noch wenige richtig dunkle Regionen. Wer sie sucht, findet sie dem Lichtatlas zufolge am ehesten in Schottland, Schweden und Norwegen.

Über 80 Prozent der Weltbevölkerung, in den USA und Europa sogar 99 Prozent, leben unter einem mehr oder weniger lichtverschmutzten Himmel, wie ein Team internationaler Wissenschaftler herausfand. Mehr als ein Drittel der Erdbevölkerung könne vom Wohnort aus die Milchstraße nicht mehr sehen, in Europa seien es 60 Prozent.

Die Forschungsergebnisse sind eine Neuauflage des 2001 erstmals erschienenen Atlas der Lichtverschmutzung und basieren auf Messungen des Nasa-Satelliten Suzomi NPP. Rund 20 Prozent der gesammelten Daten stammten von Menschen, die als sogenannte Bürgerwissenschaftler an dem Projekt beteiligt waren. Das Forscherteam um den Italiener Fabio Falchi hat die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht.

Der an der Studie beteiligte Wissenschaftler Christopher Kyba vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam nennt die Beobachtungen besorgniserregend. Die Lichtverschmutzung habe negative Folgen für Tiere und Pflanzen. „Das Kunstlicht kann das Pflanzenwachstum behindern und so die Nahrungsgrundlage für viele Tierarten – etwa für Fische – beeinträchtigen“, sagte Kyba. Eine Gefahr für den Menschen sieht er in der zunehmenden Verwendung von LED-Leuchten mit kaltweißem Lichtspektrum. Morgens wirke das Licht als Muntermacher, abends aber gehe die Bildung des zum Schlafen benötigten Hormons Melatonin zurück.