Washington. Neue Studie zeigt, dass die Tiere ihre Beute mit unglaublicher Kraft und Geschwindigkeit überraschen

Eine winzige Bodenspinne verblüfft Forscher: Ihre Kieferklauen schnappen so schnell nach Beute, dass die Bewegung mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Zudem passiere dies mit ungeheurer Kraft, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Current Biology“. Das Prinzip ähnelt demnach dem einer Mausefalle, deren gespannter Bügel schnell und kraftvoll zuschlägt. Spinnen der untersuchten Gruppe – Mecysmaucheniidae genannt – kommen in Neuseeland und südlichen Regionen Südamerikas vor.

Zur Beobachtung der skurrilen Winzlinge nutzten die Forscher um Hannah Wood vom Smithsonian Institution’s National Museum of Natural History in Washington Hochgeschwindigkeitskameras. Bis zu 40.000 Bilder pro Sekunde wurden damit aufgezeichnet. Die Aufnahmen zeigen, dass die grauen, nur wenige Millimeter langen Spinnen zunächst warten, bis erspähte Beute nah genug herangekommen ist – und dann mit unglaublicher Geschwindigkeit und Kraft ihre beiden Kieferklauen zuschnappen lassen.

Mehrere Mecysmaucheniidae-Arten haben solche „Schlagfallen“ entwickelt – unabhängig voneinander, wie die Forscher erklären. Die Schnappgeschwindigkeit der untersuchten Tiere reichte von gut einem bis zu fast neun Metern pro Sekunde. Es dauerte jeweils nur ein bis fünf Zehntausendstelsekunden, bis sich sie Kieferklauen geschlossen hatten.

Allein mit den winzigen Muskeln der Tiere sei eine solche Leistung nicht möglich, schreiben die Forscher. Es müsse einen Mechanismus geben, in dem die Energie gespeichert und dann auf einen Schlag freigesetzt werde. Ihm will das Team nun näher auf den Grund gehen.

„Die Untersuchung zeigt, wie wenig wir erst über Spinnen wissen und wie viel es noch zu entdecken gibt“, sagt Wood. Ein ähnlich brachiales Zuschnappen sei bisher nur von bestimmten Ameisen bekannt gewesen, nicht bei Spinnentieren. Die Mandibeln von Schnappkiefer-Ameisen haben eine Schnappgeschwindigkeit von 60 Metern pro Sekunde.

Schnell rennende oder giftige Beutetiere werden damit erlegt, bevor sie eine Chance haben, zu entkommen oder sich zur Wehr zu setzen. Mit ihren Mundwerkzeugen können sich Ameisen zudem aus der Falle von Ameisenlöwen katapultieren. Das Manöver verdoppelt ihre Überlebenschancen, wie Forscher herausfanden.