Papeete/Paris.

Eine Studie aus Polynesien liefert den bisher klarsten Beleg dafür, dass das derzeit vornehmlich in Lateinamerika grassierende Zika-Virus das sogenannte Guillain-Barré-Syndrom (GBS) auslösen kann. GBS verursacht lebensbedrohliche Lähmungen, oft gibt es Langzeitfolgen.

Das Forscherteam um Arnaud Fontanet vom Pariser Institut Pasteur analysierte Blutproben von 42 Patienten aus Französisch-Polynesien, die vor etwa zwei Jahren während einer Zika-Epidemie GBS hatten. Bei allen fanden die Wissenschaftler Hinweise auf eine vorherige Zika-Infektion.

Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine Autoimmunerkrankung und abgesehen von Verletzungen die häufigste Ursache von Lähmungen. Rund 20 Prozent der Patienten behalten schwere Behinderungen zurück, rund fünf Prozent sterben an der Krankheit. Das Syndrom kann durch Infektionen ausgelöst werden, etwa mit Viren oder mit dem bakteriellen Durchfallerreger Campylobacter jejuni.

Die von der aktuellen Zika-Epidemie betroffenen Länder, vornehmlich in Lateinamerika, sollten sich intensivmedizinisch auf eine Welle von GBS-Patienten in den kommenden Monaten einstellen, mahnen die Forscher im Fachblatt „The Lancet“. 24 von 100.000 Menschen, die sich mit dem Zika-Virus anstecken, entwickelten das Guillain-Barré-Syndrom, kalkulieren die Forscher. Damit würde die Infektion das Erkrankungsrisiko, das sonst bei 1 bis 4 von 100.000 Menschen liegt, deutlich steigen. Eine Expertin der Deutschen Gesellschaft für Virologie sagte, mit dieser Studie sei die Verbindung mehr oder weniger gesichert.

In Deutschland sind seit Oktober 26 Infektionen mit dem Zika-Virus erfasst worden, teilte das Robert-Koch-Institut am Dienstag mit. Über mögliche weitere Fälle herrscht Unklarheit. Für Zika-Infektionen gilt bislang noch keine Meldepflicht.