Gainesville. Ein Pilz wütet unter den Fledermäusen Nordamerikas . Am Weißnasen-Syndrom sterben Millionen Tiere

Seit einem Jahrzehnt wütet unter nordamerikanischen Fledermäusen ein tödlicher Pilz. Die fehlende Anpassung sei wohl die Ursache dafür, dass anders als in Europa Millionen der Tiere an der Infektion sterben, berichten Forscher nun im Fachjournal „Science Advances“. So seien europäische Fledermäuse größer und überwinterten an trockeneren und/oder kälteren Plätzen – beides habe einen schützenden Effekt.

Das Weißnasen-Syndrom zählt zu den Wildtierkrankheiten mit der schnellsten bekannten Ausbreitung. Der ursprünglich in Europa beheimatete Pilz Pseudogymnoascus destructans breitet sich seit 2006 rasant im östlichen Nordamerika aus. Inzwischen ist er bei sieben Arten sowie in 26 US-Bundesstaaten und fünf kanadischen Provinzen nachgewiesen worden. Millionen Tiere seien daran verendet. Der Pilz befällt die Haut von Fledermäusen im Winterschlaf. Infizierte Tiere wachen häufiger auf und verbrauchen so viel Energie. Sie zehren ihre Fettreserven auf und sterben schließlich. Eine einzelne Störung führe bei einer bei fünf Grad überwinternden Kleinen Braunen Fledermaus zu einem Energieverbrauch, wie er sonst in 67 Tagen Winterruhe anfalle, so die Forscher.

Bei den meisten betroffenen Arten drängen sich die Tiere im Winter in Baumhöhlen oder Felsspalten eng aneinander, die Stoffwechselaktivität nimmt stark ab. Für den Pilz sind das beste Bedingungen, um zu wachsen und sich zu verbreiten. Schon 2010 starben nach Schätzungen mindestens eine Million nordamerikanische Fledermäuse an der Infektion. Inzwischen befürchten Experten sogar das Aussterben einzelner Arten auf dem Kontinent. Düster sehe es etwa für die Kleine Braune Fledermaus aus.

Bei europäischen Fledermäusen verläuft eine Infektion meist weit weniger dramatisch. Wissenschaftler vermuten, dass dies daran liegt, dass die europäischen Tiere den Kampf gegen die Pilzerkrankung schon sehr lange führen und bereits gute Abwehrmechanismen entwickelt haben. Die Fledermäuse in Europa seien in der Vergangenheit wahrscheinlich stark auf solche Körper- und Verhaltensmerkmale hin selektiert worden, schreiben die Forscher.