Berlin. Vom Vom Von jedem Ort aus das Licht zu Hause steuern – mit smartem Licht kein Problem. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zu dieser Technik

Das Schlagwort „Smarthome“ hat man womöglich schon einmal aufgeschnappt – bloß, wie das konkret aussehen soll, dieses „clevere Zuhause“, bleibt meist unklar. Ein mittlerweile halbwegs verbreiteter Aspekt davon ist die smarte Beleuchtung. Heißt: Leuchtmittel, die nicht mehr nur mit mechanischem Schalter oder Dimmregler bedienbar sind, sondern auch per Smartphone-App.

Wir haben zwei verbreitete Systeme, Philips Hue und Osram Lightify, ausprobiert und klären die wichtigsten Fragen dazu.

Wie funktioniert smarte Beleuchtung überhaupt?

Die meisten Lampen sind genauso aufgebaut wie handelsübliche Modelle – nur dass noch Schaltungs- und Funkelektronik zusätzlich verbaut ist. So gibt es etwa typische LED-Birnen mit handelsüblichen E27- oder E14-Sockeln. Die ferngesteuerten Leuchten lassen sich also in die ganz normalen Lampenfassungen schrauben. Eine Basisstation – bei Osram heißt sie Lightify Gateway, bei Philips Hue Bridge – sorgt dann für die Funkverbindung zwischen Lampe und Smartphone.

Welche Vorteile bieten die digitalen Leuchten?

Zunächst bieten sie die Möglichkeit, das Licht per Smartphone fernzubedienen. So lassen sich mit einem Tastendruck alle Lichter ein- oder ausschalten, oder auch ganz gezielt nur einzelne Leuchten steuern. Das geht nicht nur lokal von der eigenen Wohnung aus, sondern bei den beiden getesteten Systemen auch über das Internet. So kann man sich via Smartphone überzeugen, ob man wirklich nicht das Licht angelassen hat, und kann es gegebenenfalls einfach ausschalten.

Noch interessanter ist aber, dass sich viele der Lampen nicht nur dimmen lassen, sondern auch die Möglichkeit bieten, das weiße Licht nach eigenen Vorstellungen wärmer oder kälter einzustellen („tunable white“) oder sogar farbig in jeder beliebigen Wunschfarbe erstrahlen zu lassen („RGB-Leuchten“).

Mit mehreren Leuchten lassen sich Lichtszenen anlegen, die dann auf Knopfdruck abrufbar sind – morgens etwa ein kühles Weiß mit anregenden Blauanteilen, abends ein wärmeres Weiß oder sogar ein Sonnenuntergang mit Rot- und Gelbtönen. Hier lohnt das Experimentieren.

Bei Hue kann man seine Nachttischlampe auch zum Wecker machen, Lightify bringt diese Funktion laut Hersteller mit dem nächsten Update. Hue erlaubt außerdem Geofencing, sprich, die Lampen gehen automatisch aus, wenn der Nutzer mit seinem Smartphone die Wohnung verlässt – und automatisch wieder an, wenn er nach Hause kommt.

Wirklich vielfältig wird es, wenn man die Steuerungs-App IFTTT zusammen mit den Hue-Lampen nutzt. Damit können Nutzer komplexere Aktionen festlegen, etwa, dass sich die Lichtfarbe ändert, wenn es anfängt zu regnen, dass die Lampen kurz aufblitzen, wenn neue Nachrichten im Posteingang des Mail-Anbieters eintreffen – oder dass das Licht im Schlafzimmer blinkt, wenn das Fitnessarmband feststellt, dass man bereits mehr als genug geschlafen hat.

Funktionieren meine Lichtschalter dann trotzdem noch?

Damit ein smartes Leuchtmittel in einer Lampe mit Schalter funktioniert, muss der Schalter natürlich eingeschaltet sein – schließlich brauchen auch die digitalen Lampen Strom zum Leuchten. Wer nun befürchtet, dass ohne App künftig gar nichts mehr geht, sei beruhigt – nach wie vor lässt sich das Licht auch per Schalter löschen. Steht der Schalter auf „Aus“, lässt es sich logischerweise auch per App nicht mehr anschalten, bis man den Schalter erneut betätigt. Steht der Lichtschalter auf „An“, das Licht ist aber per App abgeschaltet, genügt es, den Lichtschalter einmal aus- und wieder anzuschalten, schon leuchtet die Lampe wieder. Wer das zu umständlich findet, kann sich bei Philips und Osram auch Funklichtschalter kaufen, die das Licht nur digital an- und abschalten.

Wie unterscheiden sich die getesteten Systeme voneinander?

Philips Hue und Osram Lightify sind wohl die arriviertesten Anbieter am deutschen Markt. Beide liefern eine Vielzahl verschiedener Leuchtmittel für unterschiedliche Fassungen, von weißen und weiß/farbigen LED-Birnen, über Tisch- und Wandlampen bis hin zu flexiblen LED-Streifen, Osram hat sogar noch Gartenleuchten im Angebot. Derzeit bietet das Philips-System aber eine deutlich größere Funktionsvielfalt: Sprachsteuerung per Siri, Lichtwecker, Geofencing oder auch die erweiterte Steuerung über die IFTTT-App – all das bietet derzeit nur Hue. Osram verspricht immerhin, den Wecker für das nächste Update zu integrieren. Es ist derzeit aber problemlos möglich, Osram-Leuchten in ein Hue-System einzubinden und mitzusteuern, Philips hatte dies zwar kurzzeitig unterbunden, nach Nutzerprotesten aber wieder möglich gemacht.

Wie zukunftssicher sind solche Lichtsysteme?

Das hängt stark vom verwendeten System ab. Am besten ist es, Geräte zu kaufen, die auf einen verbreiteten Funkstandard setzen, etwa ZigBee. Das ist ein Funkstandard, der von vielen Unternehmen für Heimautomation genutzt wird – auch die beiden getesteten Systeme von Philips und Osram verwenden diese Technologie. Der große Vorteil ist, dass sich die Lampen so etwa in ein späteres Smarthome-System einbinden lassen. ZigBee ist beispielsweise auch mit der Qivicon-Plattform kompatibel, auf die das Smarthome-System der Telekom setzt. Außerdem lassen sich Lampen unterschiedlicher Hersteller gemeinsam betreiben.