Hannover. Wissenschaftler haben eine neue Zuchtlinie entwickelt, um das Kükenschreddern zu verhindern

Die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) will das jährliche Schreddern von Millionen männlicher Küken verhindern. Im Mittelpunkt ihres Projektes steht das sogenannte Zweinutzungshuhn. Bei dieser Zuchtlinie können die weiblichen Tiere als Legehennen und die männlichen für die Fleischproduktion genutzt werden.

Seit rund 50 Jahren gibt es in der Legehennenzucht für männliche Küken keine Verwendung, jährlich werden 45 Millionen von ihnen kurz nach dem Schlüpfen geschreddert. Bis 2017 soll dies nach dem Willen der Bundesregierung ein Ende haben.

Bei dem Projekt in Hannover vergleichen die Wissenschaftler auf ihrem Lehr- und Forschungsgut das Zweinutzungshuhn mit einer herkömmlichen Zuchtlinie. Der Bund fördert das Projekt der TiHo und ihrer Partner mit 1,8 Millionen Euro.

Bislang werden Hühner entweder dafür gezüchtet, besonders viele Eier zu legen oder viel Fleisch anzusetzen. „Bei Hühnern, die für die Eiererzeugung gezüchtet wurden, haben die männlichen Tiere keinen direkten Nutzen für den Verbraucher, da sie weder Eier legen können noch ausreichend Fleisch ansetzen“, erklärt TiHo-Präsident Gerhard Greif.

Die Forscher hoffen, dass die langsamer wachsenden Dual-Hühner bessere Abwehrkräfte haben und weniger anfällig für Krankheiten sind. So könnte auch der Einsatz von Antibiotika reduziert werden.

„Wichtig ist es, Feedback von den Verbrauchern zu bekommen“, sagte Projektleiterin Silke Rautenschlein. Deshalb bieten neun Mensen in Hannover in den nächsten Wochen Brathähnchen vom Forschungsgut an. In der konventionellen Mast werden die Hühner nach etwa 33 Tagen geschlachtet, die ersten Dual-Hühner hatten 75 Tage zum Wachsen. So wiegt das halbe Brathähnchen 800 Gramm, bei einem Fleischanteil von 51 Prozent, während der übliche halbe Hahn 450 bis 500 Gramm auf die Waage bringt, allerdings bei 65 Prozent Fleischanteil.

Für die Geflügelwirtschaft scheint das Dual-Huhn auf den ersten Blick wenig attraktiv, da die Hennen weniger und kleinere Eier legen und die Hähne länger gemästet werden müssen. Die Forscher wollen prüfen, ob die Verbraucher bereit sind, für Tierwohl höhere Preise zu zahlen.