Paris. Die neue Ariane-6-Rakete und Pläne für eine Mondsiedlung stehen auf dem Programm der Europäischen Weltraumorganisation

Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt sortiert Jan Wörner, Chef der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), anstehende Projekte. Das ist sein Ausblick auf 2016:

Ariane 6 Die Esa lässt beim Konzern Airbus Safran Launchers für 2,4 Milliarden Euro die neue Ariane-Rakete bauen, 600.000 Euro kommen von der Industrie hinzu. 2020 soll sie erstmals abheben. „Wir wollen für Europa durch eine Familie von Trägerraketen eine gute Möglichkeit für verschiedene Nutzlasten ins All haben“, sagt Wörner.

Wiederverwertbare Raketen US-Unternehmen wie SpaceX oder Blue Origin arbeiten an der erneuten Verwendung von Raketen. Dies ist auch für den Esa-Chef „ein interessanter Aspekt“. Ariane 6 sei nicht die Lösung für die nächsten Jahrhunderte.

Moon Village „Viele sind heiß auf den Mond“, fasst Wörner internationale Projekte für den Erdtrabanten zusammen. Der Esa-Chef könnte sich einiges davon in einem Moon Village (Mond-Dorf) vorstellen. „Ich halte den Mond tatsächlich für ein sehr vernünftiges Zielobjekt.“ Er habe zusammengetragen, was künftige Projekte leisten müssten, wenn die Raumstation ISS 2024 wegfallen sollte. Nicht alles lasse sich mit Flügen in die Erdumlaufbahn realisieren. Wörner erläutert sein Moon Village, über das in den kommenden zwei Jahren entschieden werden könne: „Ein Dorf ist für mich eine Ansammlung von verschiedenen Akteuren und Aktivitäten.“ Das Moon Village werde auch ein technologisches Sprungbrett für weitere Missionen sein“, sagt Wörner. „Auf der Mondrückseite haben wir die Möglichkeit, tief ins Universum zu schauen mit einem dort aufgebauten Teleskop.“

Mars „Der Mensch wird irgendwann zum Mars fliegen, auch wenn ich nicht glaube, dass das in den nächsten 35 Jahren passiert“, sagt Wörner. Eine Missionszeit von rund zwei Jahren sei „ein sehr großes Risiko“ etwa mit Blick auf Krankheiten. Nächster Mars-Schritt für die Esa ist der für März geplante Start der ExoMars-Mission mit einem Orbiter und einem Landemodul, das den Planeten im Oktober erreichen soll. 2018 soll dann eine zweite Mission einen Rover zum Mars bringen.

Deutscher Astronaut 2016 wird die Esa wieder einen deutschen Astronauten bestimmen, der 2018 zur Raumstation ISS fliegen soll. 2014 hatte der Aufenthalt von Alexander Gerst für viel Zustimmung gesorgt.

Inspiration für Jüngere Der Esa-Chef hofft auch nach dem Ende der ISS auf europäische Astronauten im All. Neben wissenschaftlichen Fragen etwa zu Blutdruck, Immunsystem, Osteoporose oder Alterung der Haut ist ein Grund für Wörner der damit verbundene Geist in krisengeprägten Zeiten.

Russland Jenseits der internationalen Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise kooperiert die Esa intensiv mit ihren russischen Partnern. Wörner verteidigt diese Ausnahme: Die Zusammenarbeit im All könne „eine Brückenfunktion übernehmen“.

Finanzen Für 2016 kann die Esa mit einem Gesamtetat von rund 5,3 Milliarden Euro kalkulieren.