Wie es war: Am Abend des 12. Dezember haben sich nahezu alle Staaten der Erde auf einen verbindlichen Klimavertrag geeinigt. Jürgen Polzin über ein Wunder, das keines istWie es war: Am Abend des 12. Dezember haben sich nahezu alle Staaten der Erde auf einen verbindlichen Klimavertrag geeinigt. Jürgen Polzin über ein Wunder, das keines istWie es war: Am Abend des 12. Dezember haben sich nahezu alle Staaten der Erde auf einen verbindlichen Klimavertrag geeinigt. Jürgen Polzin über ein Wunder, das keines istWie es war: Am Abend des 12. Dezember haben sich nahezu alle Staaten der Erde auf einen verbindlichen Klimavertrag geeinigt. Jürgen Polzin über ein Wunder, das keines ist

Plötzlich war er in der Welt, dieser Klimavertrag. Einfach so. Zwölf Tage ist es her, und ich erinnere mich noch genau, wie ungläubig wir Journalisten uns in diesem Moment angesehen haben. Im Pressezentrum von Le Bourget, in diesen riesigen Hallen des ehemaligen Militärflughafens im Norden von Paris, hatte ich mich bei den Kollegen vom Fernsehen eingenistet. Ein ruhiger Platz zum Schreiben, ein Bildschirm, auf dem ich die Liveübertragung aus dem Plenum und die Entscheidung der Klimakonferenz verfolgen konnte. Ein Gedankenaustausch mit anderen Journalisten – und das gute Gefühl, nicht allein zu sein inmitten von Zehntausenden Menschen. Wir hatten uns auf einen langen Abend eingerichtet, den dritten in Folge. Auf einen offenen Schlagabtausch der Delegierten im Plenum. Auch darauf, dass wir in dieser Nacht unseren Redaktionen womöglich wieder einen dieser Texte liefern mussten, in denen wir nicht viel Neues berichten konnten, außer, dass es nichts Neues gab.

Und plötzlich war dieser historische Weltklimavertrag da.

Ich sah und hörte noch, wie der Hammer niederknallte. Laurent Fabius, der französische Außenminister und Präsident der Konferenz, hob ihn gleich wieder hoch, hielt ihn empor, als wäre er ein wichtiges Beweisstück vor Gericht. Der Kopf des Hammers war grün. Eine Sekunde lang herrschte Stille, dann klatschten die ersten Delegierten. Mehr und mehr schlossen sich an. Sie erhoben sich, umarmten sich. Auf dem Podium standen sie Hand in Hand: Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon, Frankreichs Staatschef François Hollande und Christiana Figueres, die strenge Chefin des Uno-Klimasekretariates, die ganz eindeutig Tränen in den Augen hatte.

Historisch? Ein Durchbruch? Oft bin ich in den vergangenen Tagen gefragt worden, was dieser Klimavertrag eigentlich wert ist, wie er zustande gekommen ist. Meine Antwort ist die: Dass dieser Vertrag überhaupt zustande kam, ist eine unglaubliche Geschichte. Und sie beginnt in einer Dezembernacht 2009 in Kopenhagen.

Uno-Klimagipfel sind Monster. Man kann sich in diesen gigantischen Veranstaltungen verlieren. Sie haben ihre eigene Sprache, ihre eigene Dramatik. 21 Klimakonferenzen gab es seit 1995, über neun habe ich berichtet. Ich stand in dieser Dezembernacht 2009 in Kopenhagen im Schneeregen und wurde Zeuge, wie eine Klimakonferenz implodierte. Barack Obama, Angela Merkel, die Staats- und Regierungschefs der mächtigsten Nationen flüchteten in dieser Nacht, angeblich vor dem heranziehenden Schneesturm. Zurück blieben frustrierte Klimadiplomaten, die eigentlich einen historischen Weltklimavertrag beschließen sollten, doch an dem alten Streit gescheitert waren.

Die alte Welt, sie war zweigeteilt: Da waren die Industrieländer, die eine historische Schuld trugen. Sie hatten durch den Ausstoß von Treibhausgasen Wohlstand erlangt, doch gleichzeitig den Klimawandel in Gang gesetzt. Ihnen gegenüber standen die Entwicklungs- und Schwellenländer, die sich ihr Recht auf Wachstum von nichts und niemanden nehmen lassen wollten. Schlecht vorbereitet war die Kopenhagener Konferenz, auch litt sie unter der Verhandlungsführung der dänischen Regierung, die es nicht verstand, die Gräben zu überbrücken. Als die Staats- und Regierungschefs zum Finale der zweiwöchigen Verhandlungen eintrafen, war die Lage aussichtslos. Der Gipfel in Kopenhagen endete in einem Desaster und mit Absichtserklärungen, die das Scheitern überschminken sollten.

Es dauerte sechs Jahre, ehe sich die Weltgemeinschaft im Kampf gegen die Erderwärmung soweit angenähert hatte, dass sie es in Paris noch einmal versuchte: Ein Abkommen zu vereinbaren, das alle Staaten in die Pflicht nimmt. Das Kyoto-Protokoll von 1997 hatte in Sachen Klimaschutz nur die Industriestaaten gebunden. Die großen Klimasünder USA und China waren nie dabei, Kanada stieg später aus. Nach dem Flop in Kopenhagen änderten die Vereinten Nationen ihre Taktik. Anstatt von oben ein Ziel zu verordnen, sammelten sie im Vorfeld und quasi mit dem Klingelbeutel freiwillige Zusagen der Staaten ein. Die Idee war, in Paris einen Strich zu ziehen, zusammenzurechnen und einen Vertrag daraus zu machen. Die Vorbereitungskonferenzen brachten Fortschritte. In den Delegationen war spürbar: Ein Desaster wie in Kopenhagen wollte niemand.

Paris, 2015. Ich erlebte die Terroranschläge am Fernsehen, und ich glaubte nicht, dass es möglich sei, nur wenige Wochen später eine Klimakonferenz mit 50.000 Teilnehmern inklusive Staats- und Regierungschefs zu beschützen. Ich reiste trotzdem dorthin, in diese verwundete Stadt.

Die Wahrheit ist, dass das „Wunder von Paris“ mehrfach vor dem Scheitern stand. Die Wahrheit ist aber auch, dass sich kein Land für ein erneutes Scheitern einer Klimakonferenz verantwortlich machen lassen wollte. Dass es am Ende einen Vertrag gab, der jedem Land die Möglichkeit bot, zuzustimmen und dabei das Gesicht zu wahren, war das Ergebnis einer jahrelangen Vorarbeit: Die wichtigsten Gespräche der G7-Staaten mit Indien und China fanden weit vor der Pariser Konferenz statt. Hinter dem „Wunder von Paris“ steckte in Wirklichkeit harte Arbeit und eine große Portion Glück. Es war vor allem aber ein Meisterstück aus der hohen Schule der Diplomatie.

Zehn Tage hatte der Klimagipfel in Paris bereits gedauert, da zog die erste Krise auf. Auf dem Tisch lag ein Entwurf des Klimavertrags, ellenlang und mit Hunderten eckigen Klammern versehen. Klammern in einem Entwurf markieren die strittigen Punkte, sie enthalten gleichzeitig Optionen für den Text: Ein Land [soll] [sollte] [könnte] das Klima schützen.

Im Kern gab es drei große Streitthemen. Zum einen war es die Frage, wie ambitioniert der Vertrag ausfallen sollte. Dabei ging es um das langfristige Klimaziel, den Anstieg der Temperatur in der erdnahen Atmosphäre im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf zwei Grad zu beschränken. Rechnete man das zusammen, was in Paris an freiwilligen Klimaschutzzusagen auf dem Tisch lag, reichten die Maßnahmen nach Ansicht von Forschern lediglich aus, um den Anstieg bei 2,7 Grad zu halten. Doch ließen sich China und die Gruppe der Entwicklungsländer wirklich dazu verpflichten, ihre Klimapläne in regelmäßigen Abständen überprüfen zu lassen und die Ziele zu erhöhen? Und würde ein Land wie Indien tatsächlich akzeptieren, dass in dem Vertrag die Dekarbonisierung eingeleitet wird, der weltweite Ausstieg aus der Kohle?

Knackpunkt Nummer zwei: das Geld. In Kopenhagen versprachen die Industrieländer, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar bereitzustellen für den Klimaschutz in Entwicklungsländern. Diese Summe ist – zu großen Teilen jedenfalls – zusammen. Doch würde das Pariser Abkommen auch die Schwellenländer zur Kasse bitten? 1992 stand China noch am Anfang seiner Entwicklung, heute ist das Riesenreich gemessen an den Gesamtemissionen der Klimasünder Nummer eins. Und was ist mit Ländern wie Katar oder Saudi-Arabien? Sie wurden durch Petrodollar reich, gelten per Uno-Definition aber immer noch als Entwicklungsländer und waren bis dato von Klimalasten befreit. Knackpunkt Nummer drei fasst genau das zusammen: Wird der Vertrag die alte Weltordnung auflösen und alle Länder zum Klimaschutz verpflichten?

In Paris brachen die Nächte der Entscheidung an. Nun wurde hinter verschlossenen Türen verhandelt, das diplomatische Tricksen begann. Laurent Fabius bildete eine Gruppe von Sonderverhandlern. Sie hatten den Auftrag, die besonders strittigen Themen anzusprechen, mögliche Kompromisse auszuloten. Jochen Flasbarth, Umweltstaatssekretär an der Seite von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), erhielt von Fabius die Order, in der Frage der Klimafinanzierung die verhärteten Fronten aufzubrechen. Flasbarths Job sollte einer der schwierigsten werden.

Allianzen bildeten sich. Saudi-Arabien etwa versammelte gleichgesinnte Länder um sich. Ein weltweiter Ausstieg aus den fossilen Energien in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts – für die ölexportierenden Länder war es undenkbar, dass ein solcher Passus in einem Weltklimavertrag das Ende des Öls klar und ausdrücklich bestimmt.

Und urplötzlich war sie da, wie aus dem Nichts: die „High Ambition Coalition“. Die „Koalition der Willigen“ bildete sich aus über 100 Ländern und forderte einen ehrgeizigen Vertrag. Dazu zählten 79 Staaten aus Afrika, Karibik und Pazifik, die USA und sämtliche EU-Mitglieder. Wortführer der Allianz war Tony de Brum, Außenminister der Marshallinseln. Er sprach auch für die Vertreter kleiner Inselstaaten, die im Klimavertrag ein Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel verlangten. Denn einige Inseln würden nach den Berechnungen der Wissenschaftler schon bei einem Temperaturanstieg um zwei Grad im Meer versinken. „Ich habe gesagt, dass ich kein Todesurteil für mein Land unterschreiben werde – wir werden keinem Klimavertrag zustimmen, der beschließt, dass wir untergehen“, sagte de Brum im Interview.

Zwei Nächte und einen Tag lang bissen sich die Unterhändler an den Textentwürfen die Zähne aus. Fabius trickste. Er band die hartnäckigsten Widersacher in die Verhandlungsführung ein. Claudia Salerno etwa, Delegationschefin von Venezuela, ist für ihre Störmanöver bekannt. Sie erhielt die Aufgabe, sich um den einleitenden Teil des Klimavertrags zu kümmern.

Der Sonnabend brach an, die Klimakonferenz war in die Verlängerung gegangen. Am Morgen gab es noch immer keinen neuen Vertragsentwurf. Es sickerte durch, dass in der Nacht ein weiteres Verhandlungsformat erfolglos geblieben war: Indaba. 2011 hatte es sich auf dem Klimagipfel in Durban in Südafrika bewährt. Indaba bedeutet in der afrikanischen Stammessprache „Versammlung“, übertragen auf die Verhandlungen ist es eine Art Lagerfeuer, um das herum Delegationen sitzen und bei dem sich die Wortführer in die Augen schauen.

Es wurde Mittag. Kurz vor zwölf Uhr rief Fabius das „Comité de Paris“ ein, die Vollversammlung der Konferenz. Fabius legte den neuen Vertragsentwurf vor. „Wir sind fast am Ende der Verhandlungen“, sagte er. Seine Stimme zitterte, als er von „einem bestmöglichen Kompromiss“ sprach. Staatschef François Hollande übernahm an seiner Seite das Mikrofon: „Frankreich bittet Sie, beschwört Sie, die erste universelle Klima-Einigung anzunehmen“, sagte Hollande. Fabius sah müde aus.

Die Delegierten zogen sich zu Beratungen zurück, studierten den Text. Wieder dieses Warten. Stunden vergingen. Ein Plenum um 15.45 Uhr wurde in letzter Minute verschoben. Gerüchte machten die Runde, China und Indien würden zustimmen. Die arabischen Staaten auch. Doch gegen 19 Uhr wurde auf den Fluren geflüstert: Die USA haben Bedenken.

Tatsächlich hätte ein Wort im Vertrag die Konferenz beinahe platzen lassen: „Entwickelte Länder sollen weiterhin die Führung übernehmen bei (...) Zielen zur Senkung der Emissionswerte“, hieß es im Text. Dort hätte aber „sollten“ stehen müssen, reklamierte die US-Delegation. Rechtlich liegen zwischen den beiden Worten Welten: „Shall“ (sollen) wäre eine bindende Verpflichtung, die für das ganze Abkommen eine Ratifizierungpflicht durch den US-Kongress auslösen könnte, wo das Klimaabkommen so gut wie sicher an der Mehrheit der Republikaner scheitern würde. „Should“ (sollten) ist dagegen eine weniger verbindliche Aufforderung. Der Text wurde geändert.

Um 19.20 eröffnete Fabius die Plenarsitzung, vier Minuten später knallte der Hammer. Das Wunder von Paris, es war in Wirklichkeit keines.

Plötzlich war er in der Welt, dieser Klimavertrag. Einfach so. Zwölf Tage ist es her, und ich weiß noch genau, wie ungläubig wir uns angesehen haben. Im Pressezentrum von Le Bourget, in diesen riesigen Hallen des ehemaligen Militärflughafens im Norden von Paris, hatte ich mich bei den Kollegen vom Fernsehen eingenistet. Ein ruhiger Platz zum Schreiben, ein Bildschirm, auf dem ich die Liveübertragung aus dem Plenum und die Entscheidung der Klimakonferenz verfolgen konnte. Ein Gedankenaustausch mit Kollege Jens und das gute Gefühl, nicht allein zu sein inmitten von Zehntausenden Menschen. Wir Journalisten hatten uns auf einen langen Abend eingerichtet, den dritten in Folge. Auf einen offenen Schlagabtausch der Delegierten im Plenum. Auch darauf, dass wir in dieser Nacht unseren Redaktionen womöglich wieder einen dieser Texte liefern mussten, in denen wir nicht viel Neues berichten konnten, außer, dass es nichts Neues gab.

Und plötzlich war dieser historische Weltklimavertrag da.

Ich sah und hörte noch, wie der Hammer niederknallte. Laurent Fabius, der französische Außenminister und Präsident der Konferenz, hob ihn gleich wieder hoch, hielt ihn empor, als wäre er ein wichtiges Beweisstück vor Gericht. Die ersten Delegierten klatschten, mehr und mehr schlossen sich an. Sie erhoben sich, umarmten sich. Auf dem Podium standen sie Hand in Hand - UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, Frankreichs Staatschef Francois Hollande und Christiana Figueres, die strenge Chefin des UN-Klimasekretariates, die ganz eindeutig Tränen in den Augen hatte.

Historisch? Ein Durchbruch? Oft bin ich in den vergangenen Tagen gefragt worden, was dieser Klimavertrag eigentlich wert ist, wie er zustande gekommen ist. Meine Antwort ist die: Dass dieser Vertrag überhaupt zustande kam, ist eine unglaubliche Geschichte. Und sie beginnt in einer Dezembernacht 2009 in Kopenhagen.

UN-Klimagipfel sind Monster. Man kann sich in diesen gigantischen Veranstaltungen verlieren. Sie haben ihre eigene Sprache, ihre eigene Dramatik. 21 Klimakonferenzen gab es seit 1995, über neun habe ich berichtet. Ich stand in dieser Dezembernacht 2009 in Kopenhagen im Schneeregen und erlebte mit, wie eine Klimakonferenz implodierte. Barack Obama, Angela Merkel, die Staats- und Regierungschefs der mächtigsten Nationen flüchteten in dieser Nacht, angeblich vor dem heranziehenden Schneesturm. Zurück blieben frustrierte Klimadiplomaten, die eigentlich einen historischen Weltklimavertrag beschließen sollten, doch an dem alten Streit gescheitert waren. Die alte Welt, sie war zweigeteilt: Da waren die Industrieländer, die bei der Erderwärmung eine historische Schuld trugen, weil sie durch den Ausstoß von Treibhausgasen Wohlstand erlangt hatten. Ihnen gegenüber standen die Entwicklungs- und Schwellenländer, die den reíchen Ländern die Schuld am Klimawandel gaben und sich ihr Recht auf Wachstum von niemanden nehmen lassen wollten. Schlecht vorbereitet war die Kopenhagener Konferenz, auch litt sie unter der Verhandlungsführung der dänischen Regierung, die es nicht verstand, die Graben zu überbrücken. Als die Staats- und Regierungschefs zum Finale der zweiwöchigen Verhandlungen eintrafen, war die Lage aussichtslos. Der Gipfel in Kopenhagen endete in einem Desaster und mit Absichtserklärungen, die das Scheitern überschminken sollten.

Es dauerte sechs Jahre, ehe sich die Weltgemeinschaft im Kampf gegen die Erderwärmung soweit angenähert hatte, dass sie es in Paris noch einmal versuchte: Ein Abkommen zu vereinbaren, dass alle Staaten in die Pflicht nimmt. Das Kyoto-Protokoll von 1997 hatte in Sachen Klimaschutz nur die Industriestaaten gebunden. Die großen Klimasünder USA und China waren nie dabei, Kanada stieg später aus. Nach dem Flop in Kopenhagen änderten die Vereinten Nationen ihre Taktik. Anstatt von oben ein Ziel zu verordnen, sammelten sie im Vorfeld und quasi mit dem Klingelbeutel freiwillige Zusagen der Staaten ein. Die Idee war, in Paris einen Strich zu ziehen, zusammenzurechnen und einen Vertrag daraus zu machen. Die Vorbereitungskonferenzen brachten Fortschritte. In den Delegationen war spürbar: Ein Desaster wie in Kopenhagen wollte niemand.

Paris, 2015. Ich erlebte die Terroranschläge am Fernsehen und ich glaubte nicht, dass es möglich sei, nur wenige Wochen später eine Klimakonferenz mit 50.000 Teilnehmern inklusive Staats- und Regierungschefs zu beschützen. Ich reiste trotzdem dorthin, in diese verwundete Stadt.

Die Wahrheit ist, dass das „Wunder von Paris“ mehrfach vor dem Scheitern stand. Die Wahrheit ist aber auch, dass sich kein Land für ein erneutes Scheitern verantwortlich machen lassen wollte. Dass es am Ende einen Vertrag gab, der jedem Land die Möglichkeit gab, zuzustimmen und dabei das Gesicht zu wahren, ist sicherlich das Ergebnis einer jahrelangen Vorarbeit. Die wichtigsten Gespräche mit Indien und China fanden weit vor der Pariser Konferenz statt. Am Ende war es eine diplomatischen Meisterleistung, die Fäden zusammenzuknoten.

Zehn Tage hatte der Klimagipfel in Paris bereits gedauert, ehe die erste Krise aufzog. Auf den Tisch lag der erste Entwurf des Klimavertrags, ellenlang und mit Hunderten eckigen Klammern versehen. Die Klammern markierten die stritten Punkte, sie gaben Optionen vor. Im Kern waren es drei große Streitthemen. Zum einen war es die Frage, wie ambitioniert der Vertrag ausfallen sollte. Dabei ging es um das langfristige Klimaziel, den Anstieg der Temperatur in der erdnahen Atmosphäre im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf zwei Grad zu beschränken. Rechnete man das zusammen, was in Paris an freiwilligen Klimaschutzzusagen auf dem Tisch lag, reichten die Maßnahmen nach Ansicht von Forschern lediglich aus, um den Anstieg bei 2,7 Grad zu halten.

Zu wenig - jedenfalls am Anfang. Sie tritt in fünf Jahren in Kraft und schreibt vor, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts einen Ausgleich zu schaffen zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und dem, was die Erde aufnehmen kann. So viele Bäume kann aber niemand pflanzen. Faktisch heißt das also: Die Staaten müssen ihre Emissionen drastisch senken. Das Fernziel: Die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten. Es steht sogar das Ziel 1,5 Grad drin - eine Forderung kleiner Inselstaaten- , aber dazu heißt es nur: Die Staaten sollen sich anstrengen, das zu erreichen. Weil die bisher vorgelegten nationalen Klimaschutzpläne nicht ausreichen, wird in drei Jahren über Nachbesserungen geredet. Ab 2023 sollen die Staaten ihre Maßnahmen in regelmäßigen Abständen überprüfen.

Zu wenig - jedenfalls am Anfang. Sie tritt in fünf Jahren in Kraft und schreibt vor, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts einen Ausgleich zu schaffen zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und dem, was die Erde aufnehmen kann. So viele Bäume kann aber niemand pflanzen. Faktisch heißt das also: Die Staaten müssen ihre Emissionen drastisch senken. Das Fernziel: Die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten. Es steht sogar das Ziel 1,5 Grad drin - eine Forderung kleiner Inselstaaten- , aber dazu heißt es nur: Die Staaten sollen sich anstrengen, das zu erreichen. Weil die bisher vorgelegten nationalen Klimaschutzpläne nicht ausreichen, wird in drei Jahren über Nachbesserungen geredet. Ab 2023 sollen die Staaten ihre Maßnahmen in regelmäßigen Abständen überprüfen.

Weil man diesmal auf freiwillige Angaben der Staaten gesetzt hat und weil die beiden weltgrößten Klimasünder China und USA mit im Boot sind - und das nicht nur aus gutem Willen, sondern aus kaltem wirtschaftlichem Kalkül. Investitionen in Energie aus Sonne, Wind und Wasser rechnen sich - mancherorts lässt sich damit mehr Geld verdienen als mit Öl.

Sie besteht aus einem rechtlich verbindlichen und einem nicht verbindlichen Teil - auch deshalb, weil der US-Präsident das Abkommen so am republikanisch bestimmten Senat vorbei in Kraft setzen kann. Ob rechtsverbindlich oder nicht - eine UN-Klimapolizei, die bei Verstößen in einem Land einmarschiert, gibt es ohnehin nicht. Fachleute gehen aber davon aus, dass keine Regierung gegen internationalen Druck und gegen den Widerstand ihrer Bürger und der Wirtschaft aus der Paris-Vereinbarung aussteigen wird.

Ein großes Wort, aber tatsächlich hat es noch kein Abkommen gegeben, das alle Staaten der Welt zum Klimaschutz verpflichtet. Das Kyoto-Protokoll von 1997 hat nur die Industriestaaten gebunden. Kanada ist ausgestiegen, große Klimasünder wie die USA und China waren nie dabei. Die Paris-Vereinbarung dreht den Prozess vom Kopf auf die Füße: Anstatt von oben ein Ziel zu verordnen, haben die Staaten im Vorfeld selbst festgelegt, was sie für den Klimaschutz tun wollen. Dann wurde zusammengerechnet, ein Strich darunter- und ein Vertrag daraus gemacht. Das ist, sehr vereinfacht gesagt, die Idee hinter dem Pariser Klima-Abkommen. Darauf muss die Weltgemeinschaft jetzt aufbauen - wenn es nach Wissenschaftlern und Umweltschützern geht so schnell wie möglich.

Plötzlich war er in der Welt, dieser Klimavertrag. Einfach so. Zwölf Tage ist es her, und ich weiß noch genau, wie ungläubig wir uns angesehen haben. Im Pressezentrum von Le Bourget, in diesen riesigen Hallen des ehemaligen Militärflughafens im Norden von Paris, hatte ich mich bei den Kollegen vom Fernsehen eingenistet. Ein ruhiger Platz zum Schreiben, ein Bildschirm, auf dem ich die Liveübertragung aus dem Plenum und die Entscheidung der Klimakonferenz verfolgen konnte. Ein Gedankenaustausch mit Kollege Jens und das gute Gefühl, nicht allein zu sein inmitten von Zehntausenden Menschen. Wir Journalisten hatten uns auf einen langen Abend eingerichtet, den dritten in Folge. Auf einen offenen Schlagabtausch der Delegierten im Plenum. Auch darauf, dass wir in dieser Nacht unseren Redaktionen womöglich wieder einen dieser Texte liefern mussten, in denen wir nicht viel Neues berichten konnten, außer, dass es nichts Neues gab.

Und plötzlich war dieser historische Weltklimavertrag da.

Ich sah und hörte noch, wie der Hammer niederknallte. Laurent Fabius, der französische Außenminister und Präsident der Konferenz, hob ihn gleich wieder hoch, hielt ihn empor, als wäre er ein wichtiges Beweisstück vor Gericht. Die ersten Delegierten klatschten, mehr und mehr schlossen sich an. Sie erhoben sich, umarmten sich. Auf dem Podium standen sie Hand in Hand - UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, Frankreichs Staatschef Francois Hollande und Christiana Figueres, die strenge Chefin des UN-Klimasekretariates, die ganz eindeutig Tränen in den Augen hatte.

Historisch? Ein Durchbruch? Oft bin ich in den vergangenen Tagen gefragt worden, was dieser Klimavertrag eigentlich wert ist, wie er zustande gekommen ist. Meine Antwort ist die: Dass dieser Vertrag überhaupt zustande kam, ist eine unglaubliche Geschichte. Und sie beginnt in einer Dezembernacht 2009 in Kopenhagen.

UN-Klimagipfel sind Monster. Man kann sich in diesen gigantischen Veranstaltungen verlieren. Sie haben ihre eigene Sprache, ihre eigene Dramatik. 21 Klimakonferenzen gab es seit 1995, über neun habe ich berichtet. Ich stand in dieser Dezembernacht 2009 in Kopenhagen im Schneeregen und erlebte mit, wie eine Klimakonferenz implodierte. Barack Obama, Angela Merkel, die Staats- und Regierungschefs der mächtigsten Nationen flüchteten in dieser Nacht, angeblich vor dem heranziehenden Schneesturm. Zurück blieben frustrierte Klimadiplomaten, die eigentlich einen historischen Weltklimavertrag beschließen sollten, doch an dem alten Streit gescheitert waren. Die alte Welt, sie war zweigeteilt: Da waren die Industrieländer, die bei der Erderwärmung eine historische Schuld trugen, weil sie durch den Ausstoß von Treibhausgasen Wohlstand erlangt hatten. Ihnen gegenüber standen die Entwicklungs- und Schwellenländer, die den reíchen Ländern die Schuld am Klimawandel gaben und sich ihr Recht auf Wachstum von niemanden nehmen lassen wollten. Schlecht vorbereitet war die Kopenhagener Konferenz, auch litt sie unter der Verhandlungsführung der dänischen Regierung, die es nicht verstand, die Graben zu überbrücken. Als die Staats- und Regierungschefs zum Finale der zweiwöchigen Verhandlungen eintrafen, war die Lage aussichtslos. Der Gipfel in Kopenhagen endete in einem Desaster und mit Absichtserklärungen, die das Scheitern überschminken sollten.

Es dauerte sechs Jahre, ehe sich die Weltgemeinschaft im Kampf gegen die Erderwärmung soweit angenähert hatte, dass sie es in Paris noch einmal versuchte: Ein Abkommen zu vereinbaren, dass alle Staaten in die Pflicht nimmt. Das Kyoto-Protokoll von 1997 hatte in Sachen Klimaschutz nur die Industriestaaten gebunden. Die großen Klimasünder USA und China waren nie dabei, Kanada stieg später aus. Nach dem Flop in Kopenhagen änderten die Vereinten Nationen ihre Taktik. Anstatt von oben ein Ziel zu verordnen, sammelten sie im Vorfeld und quasi mit dem Klingelbeutel freiwillige Zusagen der Staaten ein. Die Idee war, in Paris einen Strich zu ziehen, zusammenzurechnen und einen Vertrag daraus zu machen. Die Vorbereitungskonferenzen brachten Fortschritte. In den Delegationen war spürbar: Ein Desaster wie in Kopenhagen wollte niemand.

Paris, 2015. Ich erlebte die Terroranschläge am Fernsehen und ich glaubte nicht, dass es möglich sei, nur wenige Wochen später eine Klimakonferenz mit 50.000 Teilnehmern inklusive Staats- und Regierungschefs zu beschützen. Ich reiste trotzdem dorthin, in diese verwundete Stadt.

Die Wahrheit ist, dass das „Wunder von Paris“ mehrfach vor dem Scheitern stand. Die Wahrheit ist aber auch, dass sich kein Land für ein erneutes Scheitern verantwortlich machen lassen wollte. Dass es am Ende einen Vertrag gab, der jedem Land die Möglichkeit gab, zuzustimmen und dabei das Gesicht zu wahren, ist sicherlich das Ergebnis einer jahrelangen Vorarbeit. Die wichtigsten Gespräche mit Indien und China fanden weit vor der Pariser Konferenz statt. Am Ende war es eine diplomatischen Meisterleistung, die Fäden zusammenzuknoten.

Zehn Tage hatte der Klimagipfel in Paris bereits gedauert, ehe die erste Krise aufzog. Auf den Tisch lag der erste Entwurf des Klimavertrags, ellenlang und mit Hunderten eckigen Klammern versehen. Die Klammern markierten die stritten Punkte, sie gaben Optionen vor. Im Kern waren es drei große Streitthemen. Zum einen war es die Frage, wie ambitioniert der Vertrag ausfallen sollte. Dabei ging es um das langfristige Klimaziel, den Anstieg der Temperatur in der erdnahen Atmosphäre im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf zwei Grad zu beschränken. Rechnete man das zusammen, was in Paris an freiwilligen Klimaschutzzusagen auf dem Tisch lag, reichten die Maßnahmen nach Ansicht von Forschern lediglich aus, um den Anstieg bei 2,7 Grad zu halten.

Zu wenig - jedenfalls am Anfang. Sie tritt in fünf Jahren in Kraft und schreibt vor, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts einen Ausgleich zu schaffen zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und dem, was die Erde aufnehmen kann. So viele Bäume kann aber niemand pflanzen. Faktisch heißt das also: Die Staaten müssen ihre Emissionen drastisch senken. Das Fernziel: Die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten. Es steht sogar das Ziel 1,5 Grad drin - eine Forderung kleiner Inselstaaten- , aber dazu heißt es nur: Die Staaten sollen sich anstrengen, das zu erreichen. Weil die bisher vorgelegten nationalen Klimaschutzpläne nicht ausreichen, wird in drei Jahren über Nachbesserungen geredet. Ab 2023 sollen die Staaten ihre Maßnahmen in regelmäßigen Abständen überprüfen.

Zu wenig - jedenfalls am Anfang. Sie tritt in fünf Jahren in Kraft und schreibt vor, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts einen Ausgleich zu schaffen zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und dem, was die Erde aufnehmen kann. So viele Bäume kann aber niemand pflanzen. Faktisch heißt das also: Die Staaten müssen ihre Emissionen drastisch senken. Das Fernziel: Die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten. Es steht sogar das Ziel 1,5 Grad drin - eine Forderung kleiner Inselstaaten- , aber dazu heißt es nur: Die Staaten sollen sich anstrengen, das zu erreichen. Weil die bisher vorgelegten nationalen Klimaschutzpläne nicht ausreichen, wird in drei Jahren über Nachbesserungen geredet. Ab 2023 sollen die Staaten ihre Maßnahmen in regelmäßigen Abständen überprüfen.

Weil man diesmal auf freiwillige Angaben der Staaten gesetzt hat und weil die beiden weltgrößten Klimasünder China und USA mit im Boot sind - und das nicht nur aus gutem Willen, sondern aus kaltem wirtschaftlichem Kalkül. Investitionen in Energie aus Sonne, Wind und Wasser rechnen sich - mancherorts lässt sich damit mehr Geld verdienen als mit Öl.

Sie besteht aus einem rechtlich verbindlichen und einem nicht verbindlichen Teil - auch deshalb, weil der US-Präsident das Abkommen so am republikanisch bestimmten Senat vorbei in Kraft setzen kann. Ob rechtsverbindlich oder nicht - eine UN-Klimapolizei, die bei Verstößen in einem Land einmarschiert, gibt es ohnehin nicht. Fachleute gehen aber davon aus, dass keine Regierung gegen internationalen Druck und gegen den Widerstand ihrer Bürger und der Wirtschaft aus der Paris-Vereinbarung aussteigen wird.

Ein großes Wort, aber tatsächlich hat es noch kein Abkommen gegeben, das alle Staaten der Welt zum Klimaschutz verpflichtet. Das Kyoto-Protokoll von 1997 hat nur die Industriestaaten gebunden. Kanada ist ausgestiegen, große Klimasünder wie die USA und China waren nie dabei. Die Paris-Vereinbarung dreht den Prozess vom Kopf auf die Füße: Anstatt von oben ein Ziel zu verordnen, haben die Staaten im Vorfeld selbst festgelegt, was sie für den Klimaschutz tun wollen. Dann wurde zusammengerechnet, ein Strich darunter- und ein Vertrag daraus gemacht. Das ist, sehr vereinfacht gesagt, die Idee hinter dem Pariser Klima-Abkommen. Darauf muss die Weltgemeinschaft jetzt aufbauen - wenn es nach Wissenschaftlern und Umweltschützern geht so schnell wie möglich.

Plötzlich war er in der Welt, dieser Klimavertrag. Einfach so. Zwölf Tage ist es her, und ich weiß noch genau, wie ungläubig wir uns angesehen haben. Im Pressezentrum von Le Bourget, in diesen riesigen Hallen des ehemaligen Militärflughafens im Norden von Paris, hatte ich mich bei den Kollegen vom Fernsehen eingenistet. Ein ruhiger Platz zum Schreiben, ein Bildschirm, auf dem ich die Liveübertragung aus dem Plenum und die Entscheidung der Klimakonferenz verfolgen konnte. Ein Gedankenaustausch mit Kollege Jens und das gute Gefühl, nicht allein zu sein inmitten von Zehntausenden Menschen. Wir Journalisten hatten uns auf einen langen Abend eingerichtet, den dritten in Folge. Auf einen offenen Schlagabtausch der Delegierten im Plenum. Auch darauf, dass wir in dieser Nacht unseren Redaktionen womöglich wieder einen dieser Texte liefern mussten, in denen wir nicht viel Neues berichten konnten, außer, dass es nichts Neues gab.

Und plötzlich war dieser historische Weltklimavertrag da.

Ich sah und hörte noch, wie der Hammer niederknallte. Laurent Fabius, der französische Außenminister und Präsident der Konferenz, hob ihn gleich wieder hoch, hielt ihn empor, als wäre er ein wichtiges Beweisstück vor Gericht. Die ersten Delegierten klatschten, mehr und mehr schlossen sich an. Sie erhoben sich, umarmten sich. Auf dem Podium standen sie Hand in Hand - UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, Frankreichs Staatschef Francois Hollande und Christiana Figueres, die strenge Chefin des UN-Klimasekretariates, die ganz eindeutig Tränen in den Augen hatte.

Historisch? Ein Durchbruch? Oft bin ich in den vergangenen Tagen gefragt worden, was dieser Klimavertrag eigentlich wert ist, wie er zustande gekommen ist. Meine Antwort ist die: Dass dieser Vertrag überhaupt zustande kam, ist eine unglaubliche Geschichte. Und sie beginnt in einer Dezembernacht 2009 in Kopenhagen.

UN-Klimagipfel sind Monster. Man kann sich in diesen gigantischen Veranstaltungen verlieren. Sie haben ihre eigene Sprache, ihre eigene Dramatik. 21 Klimakonferenzen gab es seit 1995, über neun habe ich berichtet. Ich stand in dieser Dezembernacht 2009 in Kopenhagen im Schneeregen und erlebte mit, wie eine Klimakonferenz implodierte. Barack Obama, Angela Merkel, die Staats- und Regierungschefs der mächtigsten Nationen flüchteten in dieser Nacht, angeblich vor dem heranziehenden Schneesturm. Zurück blieben frustrierte Klimadiplomaten, die eigentlich einen historischen Weltklimavertrag beschließen sollten, doch an dem alten Streit gescheitert waren. Die alte Welt, sie war zweigeteilt: Da waren die Industrieländer, die bei der Erderwärmung eine historische Schuld trugen, weil sie durch den Ausstoß von Treibhausgasen Wohlstand erlangt hatten. Ihnen gegenüber standen die Entwicklungs- und Schwellenländer, die den reíchen Ländern die Schuld am Klimawandel gaben und sich ihr Recht auf Wachstum von niemanden nehmen lassen wollten. Schlecht vorbereitet war die Kopenhagener Konferenz, auch litt sie unter der Verhandlungsführung der dänischen Regierung, die es nicht verstand, die Graben zu überbrücken. Als die Staats- und Regierungschefs zum Finale der zweiwöchigen Verhandlungen eintrafen, war die Lage aussichtslos. Der Gipfel in Kopenhagen endete in einem Desaster und mit Absichtserklärungen, die das Scheitern überschminken sollten.

Es dauerte sechs Jahre, ehe sich die Weltgemeinschaft im Kampf gegen die Erderwärmung soweit angenähert hatte, dass sie es in Paris noch einmal versuchte: Ein Abkommen zu vereinbaren, dass alle Staaten in die Pflicht nimmt. Das Kyoto-Protokoll von 1997 hatte in Sachen Klimaschutz nur die Industriestaaten gebunden. Die großen Klimasünder USA und China waren nie dabei, Kanada stieg später aus. Nach dem Flop in Kopenhagen änderten die Vereinten Nationen ihre Taktik. Anstatt von oben ein Ziel zu verordnen, sammelten sie im Vorfeld und quasi mit dem Klingelbeutel freiwillige Zusagen der Staaten ein. Die Idee war, in Paris einen Strich zu ziehen, zusammenzurechnen und einen Vertrag daraus zu machen. Die Vorbereitungskonferenzen brachten Fortschritte. In den Delegationen war spürbar: Ein Desaster wie in Kopenhagen wollte niemand.

Paris, 2015. Ich erlebte die Terroranschläge am Fernsehen und ich glaubte nicht, dass es möglich sei, nur wenige Wochen später eine Klimakonferenz mit 50.000 Teilnehmern inklusive Staats- und Regierungschefs zu beschützen. Ich reiste trotzdem dorthin, in diese verwundete Stadt.

Die Wahrheit ist, dass das „Wunder von Paris“ mehrfach vor dem Scheitern stand. Die Wahrheit ist aber auch, dass sich kein Land für ein erneutes Scheitern verantwortlich machen lassen wollte. Dass es am Ende einen Vertrag gab, der jedem Land die Möglichkeit gab, zuzustimmen und dabei das Gesicht zu wahren, ist sicherlich das Ergebnis einer jahrelangen Vorarbeit. Die wichtigsten Gespräche mit Indien und China fanden weit vor der Pariser Konferenz statt. Am Ende war es eine diplomatischen Meisterleistung, die Fäden zusammenzuknoten.

Zehn Tage hatte der Klimagipfel in Paris bereits gedauert, ehe die erste Krise aufzog. Auf den Tisch lag der erste Entwurf des Klimavertrags, ellenlang und mit Hunderten eckigen Klammern versehen. Die Klammern markierten die stritten Punkte, sie gaben Optionen vor. Im Kern waren es drei große Streitthemen. Zum einen war es die Frage, wie ambitioniert der Vertrag ausfallen sollte. Dabei ging es um das langfristige Klimaziel, den Anstieg der Temperatur in der erdnahen Atmosphäre im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf zwei Grad zu beschränken. Rechnete man das zusammen, was in Paris an freiwilligen Klimaschutzzusagen auf dem Tisch lag, reichten die Maßnahmen nach Ansicht von Forschern lediglich aus, um den Anstieg bei 2,7 Grad zu halten.

Zu wenig - jedenfalls am Anfang. Sie tritt in fünf Jahren in Kraft und schreibt vor, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts einen Ausgleich zu schaffen zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und dem, was die Erde aufnehmen kann. So viele Bäume kann aber niemand pflanzen. Faktisch heißt das also: Die Staaten müssen ihre Emissionen drastisch senken. Das Fernziel: Die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten. Es steht sogar das Ziel 1,5 Grad drin - eine Forderung kleiner Inselstaaten- , aber dazu heißt es nur: Die Staaten sollen sich anstrengen, das zu erreichen. Weil die bisher vorgelegten nationalen Klimaschutzpläne nicht ausreichen, wird in drei Jahren über Nachbesserungen geredet. Ab 2023 sollen die Staaten ihre Maßnahmen in regelmäßigen Abständen überprüfen.

Zu wenig - jedenfalls am Anfang. Sie tritt in fünf Jahren in Kraft und schreibt vor, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts einen Ausgleich zu schaffen zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und dem, was die Erde aufnehmen kann. So viele Bäume kann aber niemand pflanzen. Faktisch heißt das also: Die Staaten müssen ihre Emissionen drastisch senken. Das Fernziel: Die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten. Es steht sogar das Ziel 1,5 Grad drin - eine Forderung kleiner Inselstaaten- , aber dazu heißt es nur: Die Staaten sollen sich anstrengen, das zu erreichen. Weil die bisher vorgelegten nationalen Klimaschutzpläne nicht ausreichen, wird in drei Jahren über Nachbesserungen geredet. Ab 2023 sollen die Staaten ihre Maßnahmen in regelmäßigen Abständen überprüfen.

Weil man diesmal auf freiwillige Angaben der Staaten gesetzt hat und weil die beiden weltgrößten Klimasünder China und USA mit im Boot sind - und das nicht nur aus gutem Willen, sondern aus kaltem wirtschaftlichem Kalkül. Investitionen in Energie aus Sonne, Wind und Wasser rechnen sich - mancherorts lässt sich damit mehr Geld verdienen als mit Öl.

Sie besteht aus einem rechtlich verbindlichen und einem nicht verbindlichen Teil - auch deshalb, weil der US-Präsident das Abkommen so am republikanisch bestimmten Senat vorbei in Kraft setzen kann. Ob rechtsverbindlich oder nicht - eine UN-Klimapolizei, die bei Verstößen in einem Land einmarschiert, gibt es ohnehin nicht. Fachleute gehen aber davon aus, dass keine Regierung gegen internationalen Druck und gegen den Widerstand ihrer Bürger und der Wirtschaft aus der Paris-Vereinbarung aussteigen wird.

Ein großes Wort, aber tatsächlich hat es noch kein Abkommen gegeben, das alle Staaten der Welt zum Klimaschutz verpflichtet. Das Kyoto-Protokoll von 1997 hat nur die Industriestaaten gebunden. Kanada ist ausgestiegen, große Klimasünder wie die USA und China waren nie dabei. Die Paris-Vereinbarung dreht den Prozess vom Kopf auf die Füße: Anstatt von oben ein Ziel zu verordnen, haben die Staaten im Vorfeld selbst festgelegt, was sie für den Klimaschutz tun wollen. Dann wurde zusammengerechnet, ein Strich darunter- und ein Vertrag daraus gemacht. Das ist, sehr vereinfacht gesagt, die Idee hinter dem Pariser Klima-Abkommen. Darauf muss die Weltgemeinschaft jetzt aufbauen - wenn es nach Wissenschaftlern und Umweltschützern geht so schnell wie möglich.