Halifax/Rostock. Forscher untersuchen die Auswirkungen von Umweltveränderungen auf die Reproduktionsrate

Umweltveränderungen und Überfischung beeinträchtigen einer Studie zufolge die Vermehrungsfähigkeit der globalen Fischbestände. Anhand der Daten von 262 Fischpopulationen aus 39 Meeresgebieten weltweit schätzen kanadische Forscher, dass die maximale Reproduktionsrate – also die Vermehrung unter optimalen Bedingungen – pro Jahrzehnt im Mittel um drei Prozent abgenommen hat. Allerdings gebe es enorme regionale Unterschiede, schreiben die Forscher um Gregory Britten von der Dalhousie University in Halifax (Provinz Nova Scotia) in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS). Besonders deutlich gesunken ist das Vermehrungspotenzial demnach bei Grundfischen im Nordatlantik.

Die Fischpopulationen in den Ozeanen seien wichtig zur Ernährung der Weltbevölkerung, schreiben die Forscher. Sie böten mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung eine Quelle für Proteine. Allerdings verändern Umwelteinflüsse die Verbreitungsmuster und die Vermehrung der Arten: Durch den Klimawandel etwa dehnen sich die gemäßigten Zonen mit ihrer sehr hohen Produktivität polwärts aus. Dies, so vermuten manche Experten, könne den Fischreichtum steigern.

Schollen und Seezungen im Nordatlantik haben geringes Vermehrungspotenzial

Dieser Annahme widerspricht das Team um Britten. Demnach leidet das Vermehrungspotenzial unter den globalen Veränderungen. Um die Auswirkungen von Umweltfaktoren zu klären, untersuchten die Forscher 262 Fischbestände von 127 Arten in 39 Meeresgebieten. Bei der Einschätzung der maximalen Reproduktionsraten fanden sie deutliche regionale Unterschiede: Am geringsten war das Potenzial bei den Beständen im Nordatlantik, im Gegensatz zum Nordpazifik oder zum Golf von Mexiko.

Auch bei den Lebensräumen fanden die Wissenschaftler Unterschiede: Das geringste Vermehrungspotenzial hatten am Grund lebende Bewohner wie Plattfische und Dorschartige. Unter den Arten galt dies vor allem für Doggerscharben, Schollen, Seezungen und den Atlantischen Kabeljau – sie alle bewohnen den Nordatlantik. Im Gegensatz zum Nordatlantik sei der Nordpazifik noch nicht so lange befischt worden, erklären die Forscher die Diskrepanz.

Die sehr sauber durchgeführte Studie liefere wichtige Erkenntnisse, kommentiert Christopher Zimmermann vom Rostocker Thünen-Institut für Ostseefischerei die Arbeit. Allerdings unterscheide die Studie nicht zwischen den Einflüssen von Klimawandel und Überfischung.