Essen/Heidelberg. Diagnose-Methode könnte Patienten Entfernung der Lymphknoten ersparen

Ein neues bildgebendes Verfahren könnte künftig Melanom-Patienten die Entfernung von Lymphknoten ersparen. Eine deutsche Studie zeigt, dass die Multi-Spektrale Opto-Akustische Tomografie (MSOT) Aufschluss darüber geben kann, ob der Hauttumor schon Lymphknoten befallen hat oder nicht. In der Studie erkannte das Verfahren sämtliche befallenen Lymphknoten und war damit wesentlich sensibler als das bisherige Vorgehen. Dies berichten die Forscher um Ingo Stoffels und Joachim Klode vom Universitätsklinikum Essen in der Zeitschrift „Science Translational Medicine”.

Das Melanom, der Schwarze Hautkrebs, ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO die am schnellsten zunehmende Tumorart weltweit. Für die Prognose der Patienten müssen Ärzte vor allem eine Frage beantworten: Hat der Tumor schon Metastasen gebildet?

In diesem Fall sinkt die Chance auf Genesung deutlich. Um dies zu klären, injizieren Mediziner den Patienten bislang Technetium in den Tumorbereich. Dann entfernen sie zur Untersuchung jenen Lymphknoten, den der radioaktive Tracer über die Lymphbahn erreicht. Die meisten Befunde bei der Untersuchung dieser Schildwächter-Lymphknoten (SLN; Sentinel Lymph Node) sind unauffällig.

„Wenn ein nichtinvasiver Ansatz zuverlässig Metastasen der Schildwächter ausschließen könnte, könnte man fast 80 Prozent der Patienten diese Operation ersparen”, schreiben die Wissenschaftler. Bei der MSOT wird das Gewebe von verschiedenen Seiten mit Laserblitzen bestrahlt. Treffen diese Laserstrahlen auf das in Melanomen enthaltene Farbpigment Melanin, dehnt sich die Umgebung durch die entstehende Wärme aus.

Die dadurch verursachte Druckwelle lässt sich mit einem Ultraschall-Mikrofon registrieren. Das Team verglich nun das neue und das herkömmliche Verfahren. Dabei erwies sich die MSOT-Diagnostik als wesentlich sensibler: Das herkömmliche Verfahren fand bei 14,2 Prozent der Proben Metastasen, die MSOT-gestützte Diagnostik dagegen bei 22,9 Prozent.

Die Studie sei sehr sorgfältig und mit erstaunlichem Aufwand durchgeführt worden, sagt Stefan Delorme vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, der nicht an der Untersuchung beteiligt war. Die Kombination aus Ultraschall und molekularer Bildtechnik sei der herkömmlichen Vorgehensweise möglicherweise überlegen. Ob das Verfahren auch im medizinischen Alltag sämtliche Melanom-Metastasen in den Wächter-Lymphknoten aufspüren könne, müssten weitere Analysen jedoch zuerst noch zeigen.