Brüssel. Protestbrief: Forscher warnen vor der Neuzulassung des Unkrautvernichters in Europa

Die Neubewertung des Unkrautvernichters Glyphosat sorgt erneut für Konflikte. Knapp 100 Wissenschaftler aus 25 Ländern haben sich in einem gemeinsamen Brief an den EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, gewandt und kritisieren die Arbeit der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa). Diese hatte das Mittel im November als wahrscheinlich nicht krebserregend eingestuft und damit einer Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO widersprochen. Der Koordinator des Briefes, Professor Christopher Portier, stellvertretender Direktor des US-amerikanischen National Institute of Environmental Health Sciences, will das Schreiben heute überreichen.

In dem Brief, den die „Süddeutsche Zeitung“ veröffentlichte, geben die Forscher an, sowohl die Untersuchung der WHO also auch die der Efsa, die sich im Wesentlichen auf Aussagen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) stützt, geprüft zu haben. Die Entscheidung der WHO, Glyphosat als krebserregend einzustufen, sei die „bei Weitem zuverlässigere“. Sie sei durch „offene und transparente Verfahren von unabhängigen Wissenschaftlern“ zustande gekommen. Das BfR habe indes weder offen noch transparent gearbeitet. Die Autoren des Briefes, zu denen auch acht deutsche Wissenschaftler unter anderem von der Universität Hamburg und der Charité in Berlin zählen, drängen darauf, die „mangelhafte“ Einschätzung der Efsa außer Acht zu lassen und fordern eine erneute, transparente Prüfung.

Ursprünglich war die Neubewertung des Mittels veranlasst worden, weil die EU Mitte 2016 darüber entscheiden muss, ob Glyphosat für weitere zehn Jahre zugelassen wird.