Hamburg . Deutscher Wetterdienst stellt genauere Prognosen vor, welche Folgen der Klimawandel für die Hansestadt haben könnte.

Für die kurzfristigen Veränderungen des Wetters haben viele Menschen ein Gespür – einen Wandel des Klimas dagegen können wir gefühlsmäßig kaum erfassen. Denn dabei geht es nicht um Wochen oder Monate, sondern um Jahrzehnte. Hier helfen Messwerte bei der Einordnung, und diese sprechen eine klare Sprache: Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge war das Jahr 2014 in Hamburg das wärmste Jahr seit 60 Jahren. Global gesehen war 2014 sogar das wärmste Jahr seit 1881, als flächendeckende Aufzeichnungen begannen. Aus Sicht von Paul Becker, Vizepräsident des DWD, sind das klare Indizien: „Der Klimawandel findet weiterhin ungebremst statt. Auch in Hamburg ist er spürbar.“

„Hamburg wird wärmer und nasser.“

Mit welchen Folgen müssen wir deshalb in den kommenden Jahrzehnten rechnen? Schon mehrfach ist auf Kongressen eher allgemein von extremen Wetterereignissen die Rede gewesen, die Norddeutschland im Zuge der vom Menschen verursachten Erderwärmung drohen könnten. Becker präsentierte nun am Freitag in Hamburg eine Studie, für die der DWD erstmals die Klimaentwicklung Hamburgs und der Metropolregion bis zum Jahr 2050 untersucht hat. Eine Besonderheit der Simulation im Vergleich zu früheren Stadtklima-Studien sei, dass sie die klimatischen Wechselwirkungen zwischen Hamburg und dem Umland bis hin zu Nord- und Ostseeküste berücksichtige, sagte Becker. Erstmals bei einer Stadtklima-Studie sei zudem der voraussichtliche Niederschlag berechnet worden – ältere Studien konzentrierten sich auf die Temperatur. Die Hauptergebnisse fasste der Meteorologe so zusammen: „Hamburg wird wärmer und nasser.“

Die Temperaturanzeigen werden vermutlich häufiger hohe Werte anzeigen
Die Temperaturanzeigen werden vermutlich häufiger hohe Werte anzeigen © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Bodo Marks

Im Detail sagt der DWD Folgendes voraus: Seit 1881 ist die Jahresdurchschnittstemperatur in Hamburg um gut ein Grad gestiegen – bezogen auf die Periode 1971 bis 2000. Den neuen Simulationen zufolge könnte die Temperatur bis 2050 in der Hansestadt um weitere 1,2 Grad ansteigen. Die mittlere Zahl der Sommertage pro Jahr (ab 25 Grad) habe in Hamburg bereits von 1981 bis 2010 von 21 auf 28 Tage zugenommen, die Zahl der heißen Tage von drei auf fünf. Den Prognosen zufolge müssen die Hamburger bis 2050 mit vier weiteren heißen Tagen pro Jahr rechnen. Tropische Nächte mit Temperaturen nicht unter 20 Grad seien ein- bis zweimal pro Jahr zu erwarten – bisher gab es Hamburg nur jedes zweite Jahr eine Tropennacht. „Auch in Hamburg müssen wir mit mehr Hitzestress rechnen“, sagte Becker. Insbesondere im Herbst werde es wärmer.

Experten erwarten deutlich mehr Starkregen

Die zunehmende Erwärmung dürfte auch dazu führen, dass mehr Feuchtigkeit in die Luft gelangt. Die Folge: „Der Klimawandel könnte mehr gefährlichen Starkregen bringen, der oft mit großen Schäden verbunden ist“, sagte Becker. Er erinnerte an den 6. Juni 2011. Damals hatte ein Unwetter für verheerende Überschwemmungen in der Hamburger Innenstadt gesorgt: Gullydeckel schwammen weg, Autos blieben stecken, die U-Bahn fiel aus, die Süd-Seite des Hauptbahnhofs wurde gesperrt. Laut DWD sind bis 2050 fünf bis sechs Tage pro Jahr mit 20 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und mehr zu erwarten. Vor allem im Winter werde der Niederschlag zunehmen, aber auch in den trockeneren Sommern sei mehr Starkregen zu erwarten.

Ein Problem, das sich in Hamburg stellt: Je dichter man baut, je weniger Grünflächen es gibt, die abkühlend wirken, desto wärmer wird es. Vor Kurzem hat der Senat beschlossen, dass 5600 Wohnungen auf Grünflächen gebaut werden sollen, um Flüchtlinge unterzubringen. „Wir müssen an anderer Stelle gegensteuern“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Parkanlagen und Stadtbäume müssten erhalten werden; es müssten Baumarten angepflanzt werden, die dem veränderten Klima gewachsen seien. Kerstan verwies zudem auf die neue Gründach-Förderung der Stadt. In einem Projekt namens RISA würden außerdem Strategien zum Umgang mit Starkregen erarbeitet.

Trotz der „unerlässlichen Verdichtung“ müsse sich Hamburg „weitsichtig und klug an die Veränderungen anpassen“, sagte Senator Kerstan.