Greifswald.

Einige Spinnenmännchen zerstören nach der Begattung weibliche Genitalorgane, um sich damit die Vaterschaft zu sichern. Das haben Forscher der Universitäten Greifswald und Białystok (Polen) bei Untersuchungen der Radnetzspinne Larinia jeskovi herausgefunden. Die Männchen dieser ungefähr einen Zentimeter großen Spinnenart zwickten eine äußere fahrradsattelartige Struktur der weiblichen Genitalregion – den Scapus – mit ihren Kopulationsorganen ab, sagte die Zoologieprofessorin Gabriele Uhl am Freitag in Greifswald.

„Ohne diesen Scapus, der primär der Verhakung der männlichen Kopulationsorgane dient, ist eine weitere Verkopplung der Genitalien nicht mehr möglich.“ Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht. Damit haben die Forscher eine weitere Möglichkeit entdeckt, wie Spinnenmännchen sich die Vaterschaft in Konkurrenz zu Mitbuhlern sichern. Bei anderen Arten verstopften die Spinnenmännchen beispielsweise mit einem Sekret die weiblichen Genitalkanäle, wie Uhl sagte. Männchen weiterer Arten ließen Teile ihrer Geschlechtsorgane nach der Kopulation im Weibchen zurück und sperrten damit den Zugang für Konkurrenten. „Die Kosten hierfür sind allerdings hoch, weil das Männchen sich dadurch sterilisiert“, sagte Uhl. Bei der Genitalverstümmelung erhalte sich das Männchen hingegen seine Kopulationsorgane. Das Weibchen könne sich jedoch nicht mehr paaren.

Die Forscher aus Greifswald und Polen haben Literatur ausgewertet und bei bislang mindestens 80 Spinnenarten Hinweise darauf gefunden, dass auch bei diesen die weiblichen Genitalien verstümmelt werden. Weltweit sind 40 000 Spinnenarten bekannt. Ein Zusammenhang zwischen Verstümmelung und Vaterschaftssicherung ist jedoch nun erstmals bei der Radnetzspinne nachgewiesen worden.

Für ihre Analyse haben die Forscher Spinnenpaare während der nur wenige Sekunden dauernden Kopulation mit flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius fixiert und mithilfe eines hochauflösenden Röntgen-Computertomographen betrachtet.