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Zwischen Freude, Faszination und Furcht schwankt die deutsche Öffentlichkeit, seit der lange Zeit ausgerottete Wolf vor 15 Jahren ins Land zurückkehrte. Längst haben sich die gesetzlich vor dem Abschuss geschützten Rudel und Paare so vermehrt, dass nun über ein bundesweites Wolf-Management nachgedacht wird. Und Politiker wollen wissen, wie gefährlich Wölfe in einem überwiegend dicht besiedelten Industrieland sind.

Nach neuesten Zahlen des Lupus-Instituts für Wolfsmonitoring und -forschung sind es dieses Jahr 31 Rudel sowie acht Wolfspaare mit Aussicht auf Nachwuchs. Das ist eine klare Steigerung im Vergleich zu 2013/14, als 25 Wolfsrudel, acht Paare und drei Einzelwölfe gezählt wurden. „Die Gesamtzahl in Deutschland ist schwer zu ermitteln, weil wir nicht immer wissen, wie viele Welpen in einem Rudel mitlaufen“, sagte Institutschefin Ilka Reinhardt. Laut Landesjägerschaft Niedersachsen sind bundesweit rund 350 freilebende Wölfe unterwegs. Die zunächst aus Polen über die Grenze kommenden Wölfe leben inzwischen in allen ostdeutschen Ländern und in Niedersachsen. Die Rudel breiten sich nur Richtung Norden und Osten aus – warum diese Wanderung so verläuft, ist bisher ein Rätsel. Biologin Reinhardt erwartet, dass demnächst auch der Süden der Republik Wolfsland wird – etwa wenn die Tiere aus dem Alpenraum nach Bayern gelangen.

Spaziergänger gruselt es beim Gedanken, das große Raubtier im Wald zu treffen. Dieses Jahr kam es vermehrt zu solchen Begegnungen. In der Region Munster (Niedersachsen) soll es Annäherungen bis auf wenige Meter gegeben haben. Auch Landwirte und Schäfer fürchten den Wolf, weil sie um ihre Tiere bangen. Ilka Reinhardt lehnt den Abschuss von Wölfen aus wissenschaftlicher Sicht ab. Auch für die These, mit der Erlaubnis zur Bejagung steige die Akzeptanz des Wolfes in der Bevölkerung, gebe es keine Belege. „Die Koexistenz von Wolf und Mensch ist auch in Deutschland machbar“, meint der Naturschutzbund (Nabu). Nabu-Experte Markus Bathen bilanziert: „Die Anzahl von Angriffen innerhalb von 15 Jahren Wölfe in Deutschland: null.“