Hamburg. Im November leuchtet die ganze Nacht das rund 400 Lichtjahre entfernte Siebengestirn. Benannt wurde es nach einer griechischen Sage.

Im November werden die Tage immer kürzer. Unsere Sonne zieht in einem immer flacher werdenden Bogen über den Himmel. Bereits um 17 Uhr endet ihr Tagwerk und die Dunkelheit senkt sich über uns – und ist doch voller leuchtender Sterne. Etwas wehmütig fällt unser Blick dabei auf die Sterne des Sommers, die im Westen verschwinden, denn das markante „Sommerdreieck“ mit den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler strebt nun dem Horizont zu. Auf der anderen Himmelsseite versammeln sich schon die hellen Sterne des Winters für ihren Siegeszug: ein Großteil des so genannten „Wintersechsecks“ ist bereits am späten Abend zu sehen: die helle Capella im Fuhrmann hoch im Osten, etwas tiefer Aldebaran im Stier, die Zwillingssterne Castor und Pollux sowie das Prunkstück des Winters, der Orion.

So sieht der Sternenhimmel im November über Mitteleuropa aus
So sieht der Sternenhimmel im November über Mitteleuropa aus © Planetarium Hamburg | Planetarium Hamburg

In weitem Bogen zieht sich die Milchstraße von diesen hellen Sternen im Osten hoch hinauf in den Zenit und weiter zum Horizont im Westen. Mitten in der Milchstraße und senkrecht über uns steht das von den hellsten Sternen der Kassiopeia geformte „Himmels-W“. Dieses Sternbild ist das ganze Jahr über zu sehen, da es dem Polarstern nahe genug liegt und somit im Laufe einer Erdrotation nicht unter den Nordhorizont sinkt. Die mittlere Spitze des „W“ deutet in etwa in Richtung Nordstern. Darunter, tief am Nordhorizont finden wir jetzt die sieben Sterne des „Großen Wagen“, die wie das Himmels-W in unseren Breiten niemals untergehen.

Tatsächlich ist der Abendhimmel im November reich bevölkert mit „Wagen“ aller Größen. So sollte man die Wagensterne nicht mit der riesenhaften Sternenfigur verwechseln, die hoch im Süden leuchtet – ein großes Sternenviereck, an das sich eine Sternenkette anschließt. Dieser „Riesenwagen“ wird von den Sternbildern Pegasus und der sich anschließenden Sternenkette der Andromeda geformt.

Viel kleiner, aber recht auffällig ist eine kompakte Ansammlung von Sternen weiter östlich, links unterhalb der Andromeda im Sternbild Stier, etwa zehn Grad nordwestlich von Aldebaran. Sie wirkt wie eine Miniaturausgabe des Großen Wagens. Doch dies ist nicht etwa der „Kleine Wagen“ (das Sternbild Kleiner Wagen“ ist viel ausgedehnter und wir finden es stets im Norden), sondern das „Siebengestirn“ – der wunderschöne Sternhaufen, der auch unter dem Namen „Plejaden“ bekannt ist. In unserem Kulturkreis wurde dieser Sternhaufen auch als Gluckhenne mit ihren Küken angesehen - in Japan ist er unter dem Namen „Subaru“ bekannt und wird auch als Name und Logo für eine Automarke verwendet.

Der griechischen Sage nach sind die neun hellsten Plejadensterne nach Atlas und Pleione sowie deren sieben Töchtern benannt. Mindestens sechs der Plejadensterne kann man mit bloßem Auge sehen und ihre Anordnung erinnert uns in der Tat an den Großen Wagen. Bei einigermaßen klarer Sicht kann man aber bereits neun oder sogar ein Dutzend Sterne erkennen – und mit einem Fernglas oder Fernrohr beeindruckt der Blick zu den Plejaden: Hunderte Sterne funkeln hier auf dichtem Raum und auf gemeinsamer Reise durch die Milchstraße. Diese Plejadensterne sind junge, bläulich leuchtende, heiße Sonnen, die vor rund 100 Millionen Jahren aus einer kollabierenden Gaswolke entstanden sind und zu uns aus rund 400 Lichtjahren Entfernung herüber leuchten.

Die ganze Nacht stehen die Plejaden im November am Himmel, denn unsere Blickrichtung zur Sonne ist derzeit in die gegenüberliegende Himmelsgegend, rund um das Tierkreissternbild Skorpion gerichtet. Somit steht auch der Mond, der bei seiner monatlichen Runde alle vier Wochen an den Plejaden vorbeizieht, in diesem Monat als Vollmond nahe den Plejaden: Am 25. November zieht die runde Mondkugel die ganze Nacht zusammen mit dem Siebengestirn über den Himmel. Allerdings bleibt der Mond doch recht weit davon entfernt, denn aufgrund seiner Bahnlage steht er fast maximal weit südlich des Tierkreises, während er in manchen Jahren sogar die Plejaden verdecken kann.

Am frühen Morgen stehlen Jupiter, Mars und Venus den Plejaden die Schau

Sicherlich sind die Plejaden das Highlight am Sternenhimmel im November. Allerdings stehlen ihnen in den frühen Morgenstunden drei „Wandersterne“ die Schau: Jupiter, Venus und Mars. Ab drei Uhr morgens tauchen diese drei Planeten am Osthorizont gemeinsam auf. Strahlend hell glänzt Venus als „Morgenstern“ knapp unter dem nur wenig schwächeren Jupiter. Im Oktober zog Venus an Jupiter vorbei und steuert nun auf Mars zu, der am 1.November nur 1 Grad „links“ von ihr steht. Er ist deutlich lichtschwächer als Venus und schimmert rötlich. Gegen sechs Uhr morgens, wenn schon die Morgenröte begonnen hat, ist der Blick nach Osten ein wahrer Genuss – und Tag für Tag verändert sich die Konfiguration der drei Planeten, die man mit bloßem Auge oder dem Fernglas gut verfolgen kann. Bis zum 5.November bleiben unserer beiden Nachbarwelten Venus und Mars weniger als ein Grad voneinander getrennt und Jupiter leuchtet etwa fünf Grad über Venus-Mars. Am 5. und 6. November gesellt sich außerdem noch der abnehmende Mond zu Jupiter, bevor er sich an das ungleiche Duo Venus-Mars heranpirscht, das nun ins Sternbild Jungfrau weitergezogen ist.

Am Morgen des 7. November wird uns der wohl schönste Himmelsanblick des Monats geboten: Die schlanke Sichelgestalt des Mondes ist in der Morgendämmerung knapp rechts von Venus und Mars platziert. Am nächsten Morgen leuchtet die Mondsichel dann unter dem Planetentrio Venus-Mars-Jupiter. Bis zum Monatsende hat sich Venus immer weiter ostwärts von Jupiter und Mars entfernt. Mars verblasst bereits in der ersten Morgendämmerung, während Venus und Jupiter bis kurz vor Sonnenaufgang sichtbar bleiben. Ein wunderschönes Schauspiel, das uns hier aus den Tiefen des Weltraums allmorgendlich „frei Haus“ geliefert wird.

Einen Podcast zum Sternenhimmel finden Sie unter www.abendblatt.de/sterne

Sternschnuppen über Norddeutschland

Das Sternschnuppen-Schauspiel am Himmel verfolgten Menschen überall in Norddeutschland
Das Sternschnuppen-Schauspiel am Himmel verfolgten Menschen überall in Norddeutschland © dpa | Hendrik Schmidt
Mehrere Sternschnuppen sind auf Fehmarn am klaren Nachthimmel rechts neben der Milchstraße zu sehen
Mehrere Sternschnuppen sind auf Fehmarn am klaren Nachthimmel rechts neben der Milchstraße zu sehen © dpa | Daniel Reinhardt
Eine Frau fotografiert den Nachthimmel und versucht Sternschnuppen mit der Kamera aufzunehmen
Eine Frau fotografiert den Nachthimmel und versucht Sternschnuppen mit der Kamera aufzunehmen © dpa | Jens Büttner
Eine Sternschnuppe leuchtet am Nachthimmel unterhalb des Sternbildes des Großen Bären (Ursa Major)
Eine Sternschnuppe leuchtet am Nachthimmel unterhalb des Sternbildes des Großen Bären (Ursa Major) © dpa | Patrick Pleul
Eine Sternschnuppe leuchtet über dem Pilsumer Leuchtturm in Niedersachsen am Nachthimmel. Zudem ist oben die Milchstraße zu sehen
Eine Sternschnuppe leuchtet über dem Pilsumer Leuchtturm in Niedersachsen am Nachthimmel. Zudem ist oben die Milchstraße zu sehen © dpa | Matthias Balk
Eine Sternschnuppe leuchtet auf. Ursache sind abgelöste Stückchen des Kometen 109P/Swift-Tuttle, die auf seiner Flugbahn um die Sonne fliegen...
Eine Sternschnuppe leuchtet auf. Ursache sind abgelöste Stückchen des Kometen 109P/Swift-Tuttle, die auf seiner Flugbahn um die Sonne fliegen... © dpa | Patrick Pleul
 .. Die Erde kreuzt diese jedes Jahr im August. In der Atmosphäre verglühende Teilchen erleuchten dann als Sternschnuppe
.. Die Erde kreuzt diese jedes Jahr im August. In der Atmosphäre verglühende Teilchen erleuchten dann als Sternschnuppe © picture alliance / dpa | Patrick Pleul
Eine Sternschnuppe ist im Himmel zu sehen. In den Morgenstunden entfaltete der Sternschnuppenstrom der Perseiden seine maximale Pracht
Eine Sternschnuppe ist im Himmel zu sehen. In den Morgenstunden entfaltete der Sternschnuppenstrom der Perseiden seine maximale Pracht © dpa | Daniel Karmann
Der Nachthimmel über Norddeutschland war erstaunlich wolkenfrei
Der Nachthimmel über Norddeutschland war erstaunlich wolkenfrei © dpa | Jens Büttner
Die Himmelsteilchen treten mit rund 60 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre ein
Die Himmelsteilchen treten mit rund 60 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre ein © dpa | Hendrik Schmidt
Viele Astronomen und Hobby-Sternengucker sind lange wach geblieben, um den Meteorschauer zu beobachten
Viele Astronomen und Hobby-Sternengucker sind lange wach geblieben, um den Meteorschauer zu beobachten © dpa | Volker Lannert
Eine Sternschnuppe leuchtet über der Nordsee bei Pilsum am Nachthimmel über dem Sternbild
Eine Sternschnuppe leuchtet über der Nordsee bei Pilsum am Nachthimmel über dem Sternbild "Großer Wagen" © dpa | Matthias Balk
Eine Sternschnuppe ist hinter einem Apfelbaum zu sehen
Eine Sternschnuppe ist hinter einem Apfelbaum zu sehen © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Eine Sternschnuppe leuchtet über den Zwillingsmühlen in Greetsiel (Niedersachsen) am Nachthimmel
Eine Sternschnuppe leuchtet über den Zwillingsmühlen in Greetsiel (Niedersachsen) am Nachthimmel © dpa | Matthias Balk
Eine Sternschnuppe leuchtet über der Nordsee bei Pilsum in Niedersachsen am Nachthimmel über dem Sternbild
Eine Sternschnuppe leuchtet über der Nordsee bei Pilsum in Niedersachsen am Nachthimmel über dem Sternbild "Großer Wagen" © dpa | Matthias Balk
Eine Sternschnuppe ist auf Fehmarn am klaren Nachthimmel rechts neben der Milchstraße zu sehen
Eine Sternschnuppe ist auf Fehmarn am klaren Nachthimmel rechts neben der Milchstraße zu sehen © dpa | Daniel Reinhardt
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