Göttingen.

Tierische Lebens­gemeinschaften gedeihen am ehesten in bunten und vielfältigen Lebensräumen: Wo sich Felder, Weiden und Wiesen abwechseln, finden sich spezialisiertere und abwechslungsreichere Artengemeinschaften als in eintönigen Nutzlandschaften. Dies gilt selbst dann, wenn einige Flächen intensiv bewirtschaftet werden. Das berichten Wissenschaftler um Catrin Westphal und Teja Tscharntke von der Universität Göttingen im Fachblatt „Nature Communications”. Dies solle man künftig beim Flächenmanagement und der strategischen Planung der Landnutzung stärker berücksichtigen.

Die Wissenschaftler um Westphal hatten Versuchsflächen in drei deutschen Regionen untersucht: in den beiden Unesco-Biosphären-Reservaten Schorfheide und Schwäbische Alb sowie im Nationalpark Hainich in Thüringen. In jedem Gebiet legten die Forscher 50 Untersuchungsflächen fest, deren Nutzung sie charakterisierten. Sie untersuchten unter anderem, wie stark die Flächen gedüngt, wie oft sie gemäht oder wie stark sie beweidet wurden. Dann identifizierten die Forscher die auf den Flächen vorkommenden Gliederfüßer, darunter Schmetterlinge und Käfer, Schnabelkerfen wie Wanzen und Läuse oder Hautflügler wie Bienen und Wespen. Sie ermittelten so, auf welchen Flächen welche Arten vorkommen. Bei der Analyse der Ergebnisse berücksichtigten die Wissenschaftler dann, in welche Landschaften die jeweiligen Versuchsflächen eingebettet waren.

Ergebnis: Besonders vielfältige Tiergemeinschaften lebten in Mischlandschaften – also wo sich Felder, Wiesen und Weiden abwechseln. In eintönigen Regionen hingegen verschwanden Arten mit spezialisierten Nahrungsvorlieben, mit kürzeren Aktivitätsperioden und vergleichsweise kleiner Körpergröße. „Viel wichtiger aber war, dass in eintönigen Landschaften die Lebensgemeinschaften auch funktional verarmten”, erläutert Tscharntke. „Das bedeutet, dass es weniger Arten gibt, die eine bestimmte Aufgabe in dem Ökosystem übernehmen oder die eine bestimmte Eigenschaft besitzen.”

Damit liefert die Studie wichtige Hinweise darauf, wie Landwirtschaft und Artenschutz nebeneinander bestehen können.