Hamburg. Autor Manfred Lütz will über die wahren Werte aufklären

Warum schreibt der Psychotherapeut, Arzt und Theologe Manfred Lütz einen Ratgeber mit dem Titel „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden“, wenn er darin empfiehlt, bloß keine Glücksratgeber zu lesen? „Viele Glücksbücher sind nur Anleitungen zum Unglücklichsein, weil der Autor erzählt, wie er selbst glücklich wurde und den Leser unglücklich zurücklässt, weil der eben nicht der Autor ist.“ Er wolle zum „eigenen Weg zum Glück anregen“. Es gebe „sieben Milliarden höchstpersönliche Wege zum Glück“.

Ist also die Frage, wie man glücklich leben kann, schon der erste Schritt ins Unglück? Lütz sagte dem Abendblatt: „Leute, die viel über Gesundheit reden, sind meistens krank. Und Leute, die sich dauernd fragen, ob sie nun gerade glücklich sind, sind nicht die Glücklichsten.“ Dennoch ist der Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln überzeugt, dass jeder „unvermeidlich glücklich werden kann“. Wer darunter aber nur das „Zusammenraffen von momentanen Glücksgefühlen versteht“, sei schon auf dem Irrweg. Für den Menschen – als soziales Wesen – sei Glück kein Egotrip.

Dazu verweist Lütz auf den aktuellen Flüchtlingsstrom: „Unser Dorf ist tatsächlich glücklicher, seit wir Flüchtlinge haben, denn manche Menschen, die sonst nur ganz für sich allein waren, erleben ihr Leben plötzlich als unmittelbar sinnvoll, weil sie Menschen in Not helfen können.“

Viel Geld und eine Menge Ratgeber reichten jedenfalls nicht zum Glücklichsein, sonst käme es nicht zu Umfrageergebnissen, nach denen sich die Menschen im armen Bangladesch glücklicher fühlen als viele im wohlhabenden Deutschland. Glück hat laut Lütz mehr mit dem Gefühl zu tun, „in einer selbstverständlich sinnvollen Welt zu leben, in einer Familie, einer Heimat, einer sinngebenden Kultur und mit einer tiefen innerlichen Gewissheit, selbst in den unvermeidlichen Krisensituationen eines Lebens nicht ins Nichts zu fallen“.

Und diese Gewissheit stehe jedem offen. Lütz, der sich in allen seinen Büchern („Gott“, „Irre! Wir behandeln die Falschen“) bemüht, verständlich zu formulieren, lässt seine Texte „nicht nur von einem bekannten Philosophen lesen, sondern auch von meinem Friseur“. Das seien geerdete Menschen. Was die nicht verstünden, sei nicht wirklich wichtig.

Buch: Manfred Lütz, „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden“, 192 S., Gütersloher Verlagshaus, 17, 99 Euro